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Feuer! Feuer! Feuer!


Keine Angst, hier brennt nicht die Lady Grey

Feuer im WoMo Mangels aktueller Neuigkeiten möchte ich ein Thema anreißen, das leider oft übersehen wird, jedoch schlimmste Folgen haben kann: Ich darf dem Thema daher einen eigenen Tab widmen.

Herzlichen Dank an Jürgen, mit dem ich in einem spontanen email-Wechsel interessante Dinge erfahren habe, die ich Euch - mit seinem Einverständnis - nicht vorenthalten möchte.

Jürgen (Feuerwehrmann von Beruf):

Ein Hinweis (nix zum wirklichen Tüfteln, nur zum Gedanken machen): Wie hast Du die Lady bislang gegen Feuer geschützt? Ich bin nicht nur freiwilliger Feuerwehrmann, sondern arbeite als Brandschutzingenieur im Chemieanlagenbau. Und mir fällt immer wieder auf, wie viele Expeditionsmobile nur unzureichend gegen Brände geschützt sind. Ich würde in der Wohnkabine auf jeden Fall einen Rauchmelder vorsehen (am besten über dem Bett, möglichst weit weg von der Kochstelle wegen möglicher Fehlalarme). Auch ein Betäubungsgasmelder kann sinnvoll sein. Bei den Feuerlöschern (es sollten mehrere sein, über das Fahrzeug verteilt) gibt es verschiedene Überlegungen:

- Trockenlöschpulver: hat eine große und durchschlagende Löschwirkung, führt aber zu brutalsten Verschmutzungen, vor allem im Innenraum. Zudem sind Trockenpulverlöscher bei der Rüttelei auf den Pisten relativ anfällig gegen Verklumpen des Löschpulvers (regelmäßige Wartung erforderlich). Bei Anbringung außen auf jeden Fall vor direkter Nässe schützen, denn die dringt nach und nach in die Löscher ein und verklumpt das Löschpulver ebenfalls. Sinnvoll ist solch ein Löscher (Kapazität besser 12 kg als 6 kg!) zum Löschen außen am Fahrzeug oder im Motorraum. Unterbringung in einem Außenfach ist nur sinnvoll, wenn man schnell drankommt, besser wäre z.B. die Unterbringung direkt hinter dem Fahrersitz. Hinweis: Große Löschwirkung, aber bei Einsatz von Löschpulver kann es stets zu Rückzündungen kommen. Löschpulver bringt z.B. nichts, wenn unter dem Fahrzeug eine Ansammlung von trockenem Gras und Ästen brennt. Ein großer Pulverlöscher kann jedoch Leben retten, wenn Du an einem Unfall vorbeikommst, wo ein anderes Fahrzeug brennt und noch jemand im Fahrzeug eingeschlossen ist.

- Schaumlöscher: haben den Vorteil, dass der Schaum nach dem Löschen trocknet und dann später mit einem Staubsauger weitestgehend entfernt werden kann (sagt zumindest die Firma, die die Dinger für die Büroräume meines Arbeitgebers geliefert hat). Wahrscheinlich wäre für den Schutz der Wohnkabine ein Schaumlöscher die beste Wahl (empfohlene Größe 6 Liter). Die Konstruktion aus innen liegender Druckpatrone und innen liegender Schaumkartusche, umgeben vom Wassertank macht diese Löscher deutlich weniger wartungsanfällig als Pulverlöscher. Hinweis: Löschwirkung bei weitem nicht so durchschlagend wie Löschpulver, aber für Innenbereiche gut geeignet.

- Küchenbereich: Es gibt mittlerweile spezielle Fettbrandlöscher (unterschiedliche Größen, für Privathaushalte meist 2 Liter), mit denen man z.B. Brände im Herdbereich sehr gut löschen kann. Nachteil: Die Dinger sind recht teuer. Daher habe ich in meiner Küche zu Hause (und voraussichtlich in meinem künftigen Weltreisemobil, egal was es werden wird) im Küchenbereich eine Löschdecke. Das einfachste bei einem brennenden Topf mit Fett ist immer noch Herd aus und vorsichtig seitlich den Deckel draufschieben, danach (ohne was zu verschütten) weit weg nach draußen expedieren.

- Elektrikbrände: Hier muss mit Löschgas gelöscht werden. Es gibt handliche CO2-Löscher (2 kg), aber perfekt wäre Halon. Offiziell mittlerweile aus gutem Grund verboten (schädigt die Ozonschicht, aber das tut der Brand eines kompletten Fahrzeuges auch...), aber bei einem Elektrikbrand gibt's kaum was Besseres und Effektiveres. Für Privathaushalte bis zu 6 kg erlaubt, ich würde bei eBay schauen, ob man irgendwo einen alten (aber noch gefüllten) 2 kg Halon-Autofeuerlöscher abgreifen kann Wo im Fahrzeug man das Teil dann unterbringt müsste man schauen, vermutlich auch vorne in der Fahrerkabine am Geschicktesten.

- Besondere Brandgefahr: Brände unter dem Fahrzeug. Fährt man echte Tracks mit hohem Gras, so kann sich dieses an heißen Teilen der Auspuffanlage entzünden. Eine weitere Gefahr ist, dass sich Grashalme und kleine Äste in "Pockets" unter dem Fahrzeug sammeln. Beim Landcruiser HZJ 75, den ich in Oz immer miete, gibt's ein Steinschlagblech unter dem Transfer Case. Hinter diesem Blech sammelt sich dann das brennbare Zeug, und sobald nach langer Fahrt das Transfer Case schön heiß wird, droht das flammende Inferno. Da hilft auf entsprechenden Strecken nur regelmäßige penible Inspektion des Fahrzeuges von unten. Mit einem gebogenen Drahtkleiderbügel (der perfekte Tüddeldraht, auch für Kleinreparaturen, wenn mal was abzufallen droht am Auto  ;-)   ) kann man das Zeug auch an Stellen raus pulen, wo man direkt mit der Hand nicht drankommt. Löschtechnische Vorsorge: Wir haben immer eine Gartendruckspritze (6 Liter Wasser, unter Druck stehend) im Landcruiser dabei. Wird in den australischen Allradforen empfohlen. Eine Lösung für einen richtigen Expeditionstruck könnte natürlich auch ein kurzer Gardena-Schlauch mit Außenanschluss und entsprechender Düse sein, vorausgesetzt, dass man das Ding schnell griffbereit hat und genügend Druck auf der Wasserleitung ist.

Vielleicht ist die eine oder andere Anregung dabei. Feuer in einem Expeditionsauto ist auf jeden Fall ein echter Alptraum, vor allem wenn's ein derart liebevoll gebautes Unikat ist wie die Lady Grey.

Klaus-Peter:

Trifft sich ja toll, dass Du Dich mit Feuer auskennst. Und seiner Bekämpfung. Ich hatte just gestern eine angeregte Diskussion mit dem Prüfer unserer Heizungs-Feuerlöscher. Hab ihn auch gefragt, was er für die Lady empfehlen kann. "An Besten brennen lassen, dann zahlt die Versicherung; wenn Du selbst löscht, zahlt die Versicherung nicht für die Folgeschäden (Schaum)!"

Toller Tipp!

Das ist zwar richtig und bei einem normalen, Vollkasko versicherten Auto vielleicht auch sinnvoll, aber natürlich nicht im vorliegenden Fall...) Aber davon mal ganz abgesehen habe ich damit als Feuerwehrmann natürlich ein Problem. Feuer gehört gelöscht.

Eingebaut ist derzeit ein F-Löscher 2kg für die Küche, zusätzlich 1 Löschdecke, ein 2-kg Pulverlöscher im FH fürs kleine Feuer zwischendurch und vorgesehen sind noch 1-2 Stück 6-kg-Löscher von außen zugänglich (Platz ist schon ausgeguckt). Dabei bin ich mir aber nicht mehr sicher, was das Beste ist. Der Tipp mit dem Halon ist o.k. Werde mal ebayen.

Die Ausstattung für die Küche klingt super. Für den Aufbau innen wäre ein zusätzlicher großer Schaumlöscher wie gesagt nicht verkehrt (6 Liter Schaum, kann man z.B. an der Innenseite der Eingangstür zum Aufbau montieren, dann hat man das Ding auch draußen schnell griffbereit, und es nimmt so am wenigsten Platz weg). Der 2-kg-Löscher im Fahrerhaus ist nett, bringt aber im Ernstfall normalerweise (fast) nichts, einfach zu wenig Löschmittel. Du hast bei diesen Geräten eine Spritzdauer von ca. 6 bis 7 Sekunden, die Löschmittelrate pro Sekunde sind ca. 0,3 kg. Das ist nicht gerade viel.

Bei einem 6 kg Pulverlöscher beträgt die Einsatzdauer 12 bis 15 Sekunden, die Löschmittelrate entsprechend ca. 0,5 kg pro Sekunde. Damit kann man bei einem Brand (z.B. bei einem Unfall) schon was reißen. Nicht umsonst habe ich in meinem Pkw einen 6 kg Löscher. Für die Lady ideal wäre wie gesagt ein 12 kg Löscher. Einsatzdauer ca. 15 bis 18 Sekunden, Löschmittelrate ca. 0,8 kg. Je größer die Löschmittelrate, desto größer und wirkungsvoller ist die erzeugte Löschpulverwolke. Bei einem 12 kg Löscher ist der weitere Vorteil, dass man durch die größere Löschmittelmenge genügend Reserven für Rückzündungen hat, z.B. bei einem Reifenbrand. Bei einem Reifenbrand kommt es häufig zu Rückzündungen, weil der innen liegende Draht im Reifen nicht schnell genug abkühlt und den Reifen dadurch neu entzündet. Bei mehreren aufeinander folgenden Löschvorgängen (mit kurzen Pulverstößen löschen) kühlt sich der Draht im Reifen ab, und das Feuer ist dann gelöscht.

Was hältst Du von CO2-Löschern? Der Prüfer sagte mir, die explodieren bei 60° Umgebungstemperatur. Ist da was dran?

CO2 wirkt auf die Brandklassen B und C (also flüssige und gasförmige brennbare Stoffe), bei Brandklasse A (feste brennbare Stoffe, und die hast Du im Fahrzeugaufbau hauptsächlich, ist es wirkungslos, weil CO2 keinen Kühleffekt macht. Du erstickst die Flamme mit dem Gasstrahl, sobald das CO2 weg ist, wird es in vielen Fällen eine Rückzündung geben, weil die Glut nicht gekühlt worden ist. Im Außenbereich ist CO2 weitgehend wirkungslos, weil man eine löschwirksame Konzentration von ungefähr 32% an der Oberfläche des brennenden Stoffes benötigt. D.h. ein Flüssigkeitsbrand ist bei ein wenig Umgebungswind kaum mit CO2 zu löschen.

Siehe z.B. hier:



CO2 ist schwerer als Luft (Stickeffekt), bei kleinen tragbaren Geräten normalerweise kein Problem. ABER CO2 wirkt auch toxisch auf das menschliche Nervensystem (soweit ich weiß ab ca. 8% in der Umgebungsluft). Daher würde ich vom Gebrauch eines großen tragbaren CO2 Feuerlöschers in der geschlossenen Aufbaukabine auf jeden Fall abraten. Hohe Umgebungstemperaturen können dazu führen, dass ein erhöhter Druck im CO2-Löscher entsteht, aber diese Geräte haben Sicherheitsventile, da dürfte also nichts passieren (außer einer CO2-Ausströmung im geschlossenen Fahrzeuginnenraum, s.o.).

Wie gesagt: Für Brände in der Elektrik wäre ein 2 kg Halon-Löscher ideal, wahlweise ein 2 kg CO2-Löscher.

Und genauso wichtig: Wo kann man Brandbekämpfung denn mal üben. Ich denke, im Fall des Falles läuft da doch einiges nicht ganz optimal ab. Die FFW hier im Dorf will davon aber nix wissen (Haftung?) Tipps?

Hmm, schwierig. Die Feuerlöscherlieferanten bieten ab und zu Trainings bei Kunden oder bei ihren Auslieferstellen an. Da wird ein Propangasfeuer gemacht, das dann mit vernebeltem Wasser gelöscht wird. Das Ganze aus Umweltschutzgründen nicht richtig mit Löschpulver. Problem: Das Löschen mit Pulver kann so nicht realistisch geübt werden, sondern die Übung dient mehr dazu, dem Normalbürger die Angst vor dem Umgang mit dem Löschgerät zu nehmen. Ich denke mal, da hast Du keine Berührungsängste! ;-)

Am besten weitere Feuerwehren im Umkreis fragen. Werkfeuerwehren haben manchmal eigene Löschplätze auf dem Werksgelände, wo Mitarbeiter ausgebildet werden. Vielleicht gäbe es da eine Möglichkeit. Die Fa. DMT in Dortmund bietet richtige Lehrgänge an, aber die kosten natürlich Geld. Parallel könntest Du Deinen Feuerlöscherlieferanten mal ansprechen wegen eines Schulungsvideos. Die großen Firmen wie Gloria haben normalerweise solche Videos auf DVD.


Nun, vielleicht konnten unsere Anmerkungen ein bisschen 'was anstoßen bei Euch ...

Natürlich hoffe ich, Ihr kommt NIE in diese Situation!

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