Los Chorros - bei Coquimbo (Chile) (GPS: 29°21,393'S; 071°09,397'W)
Warten ist nicht mein Ding! Eures vermutlich auch nicht. Ist man seinem (witterungsbedingten) 'Fahrplan' aber um Wochen voraus, bleibt nichts anderes übrig! Dabei tue ich die letzten Wochen schon arg langsam. Ganz nach dem allgegenwärtigen Motto Südamerikas "Tranquilo!" Bleibe mehrere Tage an Orten, wo es nichts zu sehen gibt - außer hübscher Landschaft und bunten Blumen. Fahre allenfalls ein oder zwei Stunden pro Tag, um ja nicht zu schnell vorwärtszukommen. Um ja nicht in scheußliches Wetter zu geraten! Der letzte Blick auf die Wetterkarte zeigt zwei ausgedehnte Tiefdruckgebiete. Eins nördlich, eins südlich von mir. Dort regnet es wie aus Kübeln! Warum soll ich mich also sputen, von diesem netten Fleckchen Erde wegzukommen?
Doch was tun in dieser Zeit? Drei, vier Tage lang kann ich mich mit Arbeiten an der Lady Grey prima vergnügen. Dann noch zwei, drei Tage Fotos, Webseite und Logbuch pflegen.
Apropos Webseite: lasst uns erst einmal auf die letzten Wochen zurückschauen, bevor ich euch das Allerneueste berichte!
Ein ulkig Ding: die Provinz 'Misiones' [ARG] Ein ulkig Ding: die Provinz 'Misiones'
Die prächtigen Wasserfälle des Iguaçu markieren den nördlichsten Punkt Argentiniens. Dabei bin ich mir gar nicht sicher, wirklich in Argentinien zu sein - Alles ist hier so anders! Sucht man das Städtchen Puerto Iguazú auf die Landkarte, findet man es gar nicht auf Anhieb. Auf den Straßenkarten ist die Region meist irgendwo drangeklebt, oft in anderem Maßstab. Als ob sie gar nicht dazugehört! Tatsächlich erinnert ihre Form ein wenig an einen Blinddarm, an einen Wurmfortsatz, der sich zwischen Brasilien und Paraguay just bis zum Rio Iguazú hinaufdrängt. Obendrein ist die Region auf den Karten dunkelgrün eingefärbt. Eine für Argentinien eher untypische Farbe!
In der Provinz 'Misiones' ist wirklich Alles anders: hier kommen drei Faktoren zusammen, die man im großen Rest des Landes vergeblich sucht. Gemeinsam verleihen sie der winzigen Provinz ihren besonderen Status:
- Hügeliges, von Flüssen durchzogenes, fruchtbares Ackerland;
- Hoher Niederschlag, um eine dichte grüne 'Urwaldvegetation' zu nähren;
- Fleißige und künstlerisch begabte Einwohner: Guarani Indianer.
San Ignacio Miní[ARG] Nicht ganz unschuldig an diesem Sonderstatus sind spanische Missionare, die hier 150 Jahre lang das uneingeschränkte Sagen hatten: über Landesgrenzen hinweg, vom heutigen Paraguay bis hinein nach Brasilien und Argentinien. Vor allem in dem ulkigen Fortsatz, dessen Namen noch heute an die frommen Männer erinnert: 'Misiones'. Zwischen 1609 und 1768 richteten ein paar Dutzend Jesuitenpadres hier sogenannte 'Reduktionen' ein, scharten einige Tausend Guarani Indianer um sich, bekehrten sie und schützen sie vor den spanischen Großgrundbesitzern, vor Sklavenhändlern und anderen Indianerstämmen. Dank der fleißigen Menschen blühten die Einrichtungen schnell auf und die Padres brachten es zu großem Wohlstand.
Wurden dadurch aber zu mächtig - und zu Widersachern des spanischen Vizekönigs sowie der Estanzieros, die alle Hebel in Bewegung setzten, um sie loszuwerden. Nach lancierten Lügengeschichten erließ der spanische König Carlos III. 1767 ein strenges Dekret und vertrieb die heiligen Männer von 'seinem' Grund und Boden. Die portugiesische Krone folgte ihm auf dem Tritt und verbannte sie auch aus ganz Brasilien. Ganz unheilig wurden die letzten Jesuiten in Ketten nach Spanien verschifft ...
Zwei Dinge allerdings hatten die Mönche - wohlweislich (?) - den Indianern nicht beigebracht: Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. So verfielen die Reduktionen genauso schnell wie sie errichtet worden waren und die Indianer verstreuten sich in alle Winde. Ein paar wenige jedoch blieben und führten die Kunstfertigkeiten, die sie von den Padres gelernt hatten, weiter. Heute gehören die Guarani zu den gefragtesten Künstlern weit und breit.
Noch mehr Nichts: Gran Chaco [ARG] Noch mehr Nichts: Gran Chaco
Südlich der Wasserfälle von Iguaçu strömt der Rio Paraná hauptsächlich gen Süden. Bei Posadas aber schwenkt er scharf nach Westen, um bei Corrientes - dreihundert Kilometer stromab - abermals auf Kurs Süd zu wechseln. Vermutlich hat der Fluss früher einen mächtigen Abkürzer genommen, denn heute erstreckt sich zwischen den beiden Flussbiegungen ein riesiges Sumpfgebiet von Horizont zu Horizont. Dreihundert Kilometer lang, zweihundert Kilometer breit ist es der wohl größte Tümpel Südamerikas. Die Vögel freut's, finden sie doch hier Futter zu Hauf: Frösche und kleine Fische, alles nur eine Schnabellänge unter der Oberfläche. Überhaupt ist die Landschaft rund um diese Esteros del Ibará alles andere als bergig, nur hunderte tiefblauer Tümpel, ein wenig grünes Gebüsch und einzelne knorrige Bäume bringen Kurzweil in die eintönige Fahrerei über die endlos scheinende Ebene! Doch das dicke Ende soll erst noch kommen!
Nach der gewaltigen Brücke, die den Rio Paraná überspannt und Corrientes mit Resistencia verbindet, fängt die wirkliche Langeweile an: achthundertfünfzig Kilometer Straße ohne jede Kurve, ohne den geringsten Hügel, ohne Abwechslung, ohne irgendetwas Markantes. Hier hat die Eintönigkeit sogar einen speziellen Namen: Gran Chaco. Im eh schon dünn besiedelten Argentinien (sieht man von der Ecke um Buenos Aires ab) steht der Name als Synonym für 'The Empty Quarter', die 'große Leere'. "Kenn ich doch schon aus Patagonien! Dort hieß sie eben 'Pampa'!" versuche ich mich trotzdem zu motivieren. Doch die patagonische Pampa (siehe hier) ist im Vergleich zum Chaco noch von jeder Menge Abwechslung geprägt!
Doch die Lady Grey schnurrt und nach drei endlos langen Tagen hinterm Lenkrad
schälen sich am Horizont die ersten Bergsilhouetten aus der dunstigen Ebene:
Salta ist nicht mehr weit und damit die Andenkette!
Genug der grünen Hölle, es ruft der Berg!
Zurück in den Bergen: Quebrada de Humahuaca [ARG] Zurück in den Bergen: Quebrada de Humahuaca
Markanter als hier im Norden Argentiniens könnte der Übergang von trockener, eintöniger, ebener Savanne in wüstes, attraktives Bergland kaum sein! Trifft man bei Salta auf die autobahnähnliche RN#34, die von Buenos Aires heraufführt, nimmt nicht nur der Verkehr schlagartig zu. Fünfzig Kilometer weiter grüßen die ersten 5000-er, dann 6000-er am Straßenrand. Grüne Flecken sind nur noch in den Quebradas zu finden, den ausgetrockneten Flusstälern, in denen allenfalls jetzt im Frühling ein mageres Rinnsal zu Tal rinnt und winzige, mühsam bewässerte Felder nährt.
Genau hier jedoch liegt die einzige gangbare Verbindung hinauf in den Altiplano Boliviens und Perus. Taucht man hinter San Salvador de Jujuy in den Quebrada de Humahuaca ein, erklimmt die Straße kaum merklich erst die 1000-, dann die 2000-, dann die 3000-er-Höhenlinie. Mit jedem Meter werden die Felder karger, die Häuser bescheidener, die Menschen ärmer. Das hier ist nicht mehr Argentinien, das ist schon Bolivien oder Peru: die Menschen sprechen Quetschua und an den Hügel kleben Pucarás, wehrhafte Dörfer. Ganz wie zu Zeiten der Inka.
Ja, die Inka aus dem peruanischen Cuzco hatten ihr Riesenreich auch bis hierher ausgedehnt, ja sogar noch tausend Kilometer weiter nach Süden (sh. Quilmes). Doch sie waren nur die letzten einer ganzen Reihe von Völkern, die in diesem strategisch so wichtigen, jedoch auf den ersten Blick so lebensfeindlichen Tal siedelten. Die ersten Spuren menschlicher Besiedelung reichen bis 10.000BC zurück. Wenig später wurden - darf man den Archäologen glauben - Llamas als Lasttiere, Woll- und Fleischlieferanten domestiziert. Als um 1400AD die Inka aufkreuzen, war das Tal schon dicht besiedelt - und unterschied sich vermutlich wenig von dem, was wir heute vorfinden. Na ja, vielleicht war die Straße noch nicht geteert. Sie wurde aber definitiv befestigt, als gegen 1560 die Spanier Einzug hielten: auf ihr schleppten endlose Karawanen die Schätze aus den Silberminen von Potosí (Bolivien) und des Vizekönigreichs Lima (Peru) zu den Schiffen Richtung Spanien: der Highway der Indigena-Ausbeutung führte mitten durch dieses malerische Tal!
Der imposanten Landschaft tun die geschichtlichen Hintergründe allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil!
Die touristisch gut erschlossenen Ortschaften Tilcará, Purmamarca und die 'Hauptstadt' Humahuaca tragen allesamt Ortsnamen in Quetchua, die Menschen sind dunkelhäutiger als die restlichen Argentiños und vor allem die Souvenirläden zeigen deutlich, dass Bolivien nur hundertfünfzig Kilometer entfernt ist. Die vielfarbigen Taschen, Mützen, Decken und Ponchos sind begehrte Mitbringsel für die Weißen aus dem Süden.
Überschrift [ARG] Mehr Höhe geht kaum: über den Paso de Jama nach Chile
Bei Purmamarca muss sich der Reisende entscheiden: Soll's weiter geradeaus gehen? Das geschichtsträchtige Tal hinauf, das sogar einen Titel als UNESCO-Welterbestätte trägt? Hinauf nach Bolivien und Peru? Oder lieber links auf serpentinengespickter Straße in den argentinischen Teil des Altiplano und über einem atemberaubenden Pass nach Chile? Nachdem ich im Chaco Austral so selten am Lenkrad kurbeln durfte, entscheide ich mich - ganz ohne Gegenstimme - für 'links'.
Die Bilder sprechen - glaube ich - ihre eigenen Sprache. So will ich nur zwei Worte anfügen: Einfach Spitze!
Kurzer Zwischenstopp: Antofagasta [CHI] Kurzer Zwischenstopp: Antofagasta
Manchmal kommen Dinge einfach zum deppertsten Zeitpunkt! Ölwechsel zum Beispiel.
Den Motorölwechsel schiebe ich schon seit fünftausend Kilometern vor mir her. Den Getriebeölwechsel noch viel, viel länger! Nun aber ist es allerhöchste Eisenbahn! Die nächste MAN-Werkstatt liegt in Antofagasta, nicht wirklich am Weg, aber ok!
San Pedro de Atacama, das Touristennest am Fuße des Paso de Jama kennen wir ja noch vom letzten Mal. Der Nachtplatz ist noch ebenso idyllisch - inzwischen finde ich ihn ganz ohne Navi!
Zweimal bergrauf und dreimal bergrunter. Schon steht die Lady Grey auf dem riesigen Parkplatz des Supermarkts in Calama, der seinen Namen völlig zu Recht trägt: Jumbo. Größer geht einfach nicht! Die Regale drinnen muss man einfach gesehen haben! Hinterher bin ich selbst um zwei, die Lady um über zweihundert Kilo schwerer.
Die 'Rennbahn', die Ruta #25 von Calama nach Antofagasta führt mitten durch die von zahlreichen Tagebau-Minen entstellte Wüste. Da blieb kein Sandkorn auf dem anderen! Noch ein letztes Mal auf die Bremse, dann links einbiegen auf die Küstenstraße direkt am Meer, die 'Costañera'. Antofagasta ist erreicht, die (neue) MAN-Werkstatt leicht zu finden. Schon nach drei Tagen sind nicht nur alle Öle neu, sondern auch deren Filter: ein Meisterstück, das die MAN-Kollegen in Santiago (sh. hier) kaum schneller hätten schaffen können!
Die Lady Grey ist wieder fit für neue Abenteuer!
In Chile ganz oben: Salar de Surire [CHI] In Chile ganz oben: Salar de Surire
Wer in Chile und der Atacama wirklich "Schönes" sehen möchte, muss hoch hinaus. Oder hoch hinauf. Am besten beides! Der Salar de Surire, der nördlichste Salzsee des Landes ist gleichzeitig einer der schönsten! Noch weiter im Norden, im Nationalpark Lauca liegen noch ein paar ganz 'normale' Seen: türkis oder leuchtend blau. Nur eben keine Salzseen. Wie eine strahlende Perle in der Auster dagegen liegt der Salar de Surire auf 4300m Seehöhe eingebettet zwischen Fünf- und Sechstausendern. Die schimmern zwar nicht in allen Regenbogenfarben, aber doch in allen möglichen Rot-, Braun- und Weißtönen. Ein Augenschmaus für jeden Reisenden, der die lange Anfahrt unter die Räder nimmt.
Dabei ist schon die Anreise etwas ganz Besonderes! Zunächst klettert die Teerstraße von Meereshöhe herauf
zur bolivianischen Grenzstation Colchane auf viertausend Metern. Keine einzige Serpentine, dafür stetes, steiles Bergauf: ein Königreich für einen guten Kühler! Ein weiteres für eine Schachtel Aspirin!
Unterwegs wechseln die Vegetations- und Lebenszonen wie die Anzeigen am Höhenmesser:
- 0 Meter: Wüste bis ans Meer, kein grüner Baum, kein Strauch, allenfalls bewässerte Dornenbüsche auf der Plaza von 'Iquique';
- ca. 1000 Meter: Salzkrustenüberzogenes Gestein: die Region der 'Salitreras', wo früher Salpeter abgebaut wurde; heute allenfalls winzige Bergarbeiter-Orte von Minengesellschaften, die andere Bodenschätze zu Tage fördern;
- 1000- 3000 Meter: dunkelbraunes Gestein soweit das Auge reicht (in der kristallklaren Luft reicht der Blick viele -zig Kilometer weit); gelegentliche Abzweige in winzige, steile, steinige Seitentäler, wo ein paar bedarfsfreie Indigenas ein karges Auskommen haben;
- 3000 - 4000 Meter: Kakteen und niedriges Gestrüpp; die Landschaft wird merklich 'grüner';
- ca. 4500 Meter: erste Passhöhe ist gemeistert, dahinter wird die Landschaft 'eben', überragt von einzelnen Gipfeln, oft vulkanischen Ursprungs;
Nach dem ersten Pass öffnet sich eine andere Welt. Die Landschaft wird mit einem Schlag 'ansehnlich'. Das ewig gleiche Braun der Berghänge weicht einer Farbenvielfalt, die ich auf viertausend Metern nicht erwartet hätte: das Blau munter sprudelnder Bäche, das helle Grün der Weiden, auf denen Alpakas das gelbe Gras in Wolle und Fleisch verwandeln, das dunkle Grün stacheliger Kakteen, das vielfarbige Braun und Rot und Beige des Gesteins. Dazwischen immer wieder Weiß. Glitzerndes Weiß der gefrorenen Bächlein und ihrer 'Wasserfälle'. An anderen Stellen mattes, nicht weniger blendendes Weiß der Salzablagerungen. Ausblühungen des puren Gesteins. Oft über viele Quadratmeter groß, verleihen sie der Landschaft diesen ganz besonderen Touch.
Allen voran die Salare - die Salzseen, in denen sich das Salz der Berge sammelt. Nur um jeden Sommer ein paar Millimeter dicker zu werden, wenn sich die Mineralien, die mit der Schneeschmelze aus dem Berggestein ausgewaschen werden, auf der Oberfläche der Seen verteilen und nach dem Verdunsten des Wassers als weiße Kruste zurückbleiben. Ein Vorgang, der sich in der abflusslosen Ebene des Altiplano seit Jahrtausenden wiederholt. Hier genauso wie drüben in Bolivien, im Süden Perus und im Norden Argentiniens. Ein Phänomen, das nur hier oben auf über 4000 Metern Höhe zu finden ist und dem hiesigen Andenbogen diesen ganz speziellen, unvergleichlichen Reiz verleiht!
Inzwischen kreuze ich ja schon zum zweiten Mal in dieser bizarren Traumlandschaft herum. Beim ersten Mal (siehe hier) ging's durch den nicht minder sehenswerten, südlichen Teil zum Salar de Huasco. Diesmal möchte ich aber die äußerste Nordostecke Chiles besuchen, eben von Colchane bis hinauf zum Nationalpark Lauca. Doch Planung ist nur das eine ...
Es ist nicht nur der Salar de Surire - inzwischen zum 'Nationalmonument' erhoben - der mich herauflockt! Im Nationalpark Las Vicuñas sind es - wie der Name vermuten lässt - die scheuen Vicuñas, die geschützt werden sollen. Und die Flamingos, die in Sachen Scheu ihren vierbeinigen, wolligen Kollegen noch weit voraus sind! Für beide ist der Salar ein reich gedeckter Mittagstisch, für den Besucher ein einmaliger Augenschmaus. Wenn auch ein ausgesprochen kühler und stürmischer.
Noch aber rolle ich auf der 'südlichen Zufahrt' durch verlassene Dörfer, deren Namen so wenig chilenisch klingen wie die ihrer quetschua-sprechenden (früheren) Bewohner: Isluga, Taipicolo oder Muccomucone. Die aus Adobe errichteten Hütten sind allesamt verlassen, die blendend weiß getünchten Kirchen hingegen erstaunlich gut erhalten, ansehnlich und gut im Schuss. Die Indigenas wissen eben, was im Leben wirklich wichtig ist! Abgewandert sind die meisten dennoch, in die Städte, in die Minen, in denen besseres Geld zu verdienen ist! Ob das ihrem Seelenfrieden guttut? Jedenfalls treffen sich die in alle Himmelsrichtungen verstreuten Familien hier regelmäßig zu farbenfrohen Familienfesten und hohen religiösen Feiertagen: und dazu braucht man natürlich eine intakte Kirche!
Mit jedem Kilometer, den ich mich dem sagenhaften Salar nähere, wird die Piste ein wenig holpriger ... dann über einen kleinen Pass ... und vor uns erstreckt sich das gleißende Weiß des Sees. Von rot und weiß schimmernden Cerro Vizcachitambo links bis zum Cerro Lizcaya, genau auf der Grenze zu Bolivien. Ein wahrhaft atemberaubender Ausblick!
Oder ist es etwa die Höhe von 4300 Metern, die mir den Atem raubt? Die Nacht über kann ich jedenfalls kein Auge zutun und morgens erwacht auch die Lady Grey nur äußerst mühsam zum Leben!
Die nächste Überraschung folgt auf dem Fuß! Eine wenig erfreuliche!
"Die Pisten werden besser, wenn man den Salar nach Norden verlässt..." steht im Führer geschrieben. Tatsächlich ist die Piste plötzlich breit und weiß und gut ausgebaut. Dafür zeigt sie das übelste Wellblech, das man sich nur vorstellen kann. Und das schafft nur einer: LKW-Verkehr. Viel LKW-Verkehr. Tatsächlich vergehen keine zwei Minuten, bis mich der erste Brummi überholt. Dann der zweite. Der dritte. Dann kommt mir ein ganzer Pulk entgegen. Jeder hüllt mich in eine Staubwolke ein, dass mir - und der Lady - die Luft wegbleibt! So viele Brummis, das hat natürlich seinen Grund: der Salar ist nicht nur Naturschutzgebiet und vielbesuchtes 'Nationalmonument'. Er ist auch eine Mine!
Eine Salzmine, in der Borax in großindustriellem Maßstab abgebaut wird. Mitten im Naturschutzgebiet! Kaum zu glauben! Die Minengesellschaft aber beruft sich auf ein angeblich altes Schürfrecht ... und karrt geschätzte zweitausend Tonnen des kostenlosen Salzes pro Tag in ihre Fabriken. Welch Wunder, dass ich Flamingos und Vicuñas nur aus weiter ... aus sehr weiter Ferne bewundern kann! Dafür LKWs hautnah im Minutentakt! So etwas kann es nur in Chile geben!
Natürlich mache ich sofort kehrt! Einen Tag Fahrerei inmitten dieser Staubwolken? Nein Danke! Durch eine Wüste, in der ich eigentlich Ruhe, Stille und Einsamkeit erleben wollte? Die Entscheidung dauert keinen Herzschlag! Doch wohin nun? Wieder die Südpiste zurück? Auch nicht toll! Also vom Salar aus den 'Westausgang' nehmen, wo mich Wegweisung und Navi in ungeahnter Einigkeit Richtung Arica, die nächste größere Stadt, locken.
Vorher ist aber noch Zeit für eine ausgiebige Umrundung des Sees! Für ein paar Fotos von Vicuñas und anderen scheuen Gesellen. Für ein Bad im türkisgrünen Tümpel der Thermas de Polloquere. Für ein wenig Einsamkeit und 'Landschaft tanken'. Für ein wenig Mensch sein. Wofür bin ich schließlich so viele Kilometer gefahren?
Die gewählte Piste zurück in die Zivilisation - großspurig als A-319 nach Arica (175km) ausgeschildert - wird zum Martyrium. Für die Lady mehr noch als für ihren Fahrer. Doch auch den schaukelt es auf der teils haarsträubenden Piste heftig durch! Erst Wellblech, dann große Steine. Später ausgewaschene Bachläufe direkt auf der Piste, steile Furten und Steine, Steine, Steine! Niemand soll behaupten, dass in den letzten Jahren irgendetwas an dieser Piste gemacht worden wäre! Dabei ist sie die direkte Verbindung von Arica zum Salar!
Meist ist erster Gang angesagt, ab und zu mal der zweite, öfters aber der Geländegang! Durchschnittsgeschwindigkeit nach fünf schaukeligen Stunden: sieben Stundenkilometer - zu Fuß hätte ich nicht länger gebraucht! Aber schließlich sind wir ja hier, um ein wenig Abwechslung in unser Leben zu bringen. Oder etwa nicht???
Nach zwei Tagen ist es trotz aller Kriecherei geschafft. Ein tiefes Aufatmen geht durch die Lady. Anderen ging es wohl ähnlich, denn kurz nach der Auffahrt auf die Teerstraße findet man ein Feld mit Hunderten von Steinpyramiden, sogenannter 'Apachetas', mit denen Pachamama für überstandene Gefahren gedankt wird. Oder für überstandene Pisten! Jedenfalls gibt's nun eine Apacheta mehr!
Der Rest ist Teerstraße! Rollen. Monotonie. Gedanken schweifen lassen. Trotz aller Schikane wird mir der Abstecher
zum Salar de Surire und in das atemberaubende Hochland lange in Erinnerung bleiben. Aber schon sammeln sich neue Ideen, wo und wie ich wieder 'hinauf' darf. Schließlich muss ich die Anden ja noch einmal überqueren, bevor ich - nächstes Jahr - wieder nach Osten ins Tiefland rollen muss.
Zunächst aber geht es gemütlich durch bekanntes Terrain Richtung Süden. Altbekannte Stellplätze sind dabei ebenso zu finden wie gänzlich neue. Manchmal sogar schönere.
Hightech auf dem Gipfel: ESO Observatorium Paranal [CHI] Hightech auf dem Gipfel: ESO Observatorium Paranal
"Das größte optische Observatorium der Welt steht hier auf dem Cerro Paranal" erklärt uns der Führer. "Und das modernste obendrein!" fügt er voller Stolz hinzu. Ich bin zwar kein Astronom, aber die technischen Daten der Anlage und die Ergebnisse, die mit den fast zwanzig großen und kleineren Teleskopen erzielt werden, können sich wirklich sehen lassen!
Doch Konkurrenz naht bereits - dazu aus eigenem Hause: auf dem Nachbarberg ist das E-ELT in Bau, das noch einen Quantensprung besser werden soll: aufbauend auf den Erfahrungen, die die ESO mit dem VLT hier am Paranal sammelt.
VLT? E-ELT? ESO? Ja, Abkürzungen sind angesagt! Schließlich befinden wir uns in einer europäischen Forschungseinrichtung von Weltrang. Aber was heißt denn nun was?
- ESO: 'European Southern Observatory'; die Betreibergesellschaft aus zwölf europäischen Nationen; Hauptsitz in Garching bei München (Chile ist darin nicht vertreten, es stellt nur den Platz und ein paar Hilfskräfte zur Verfügung); nicht zu verwechseln mit der ESA, der 'European Space Agency' dem europäischen Gegenstück zur NASA.
- VLT: 'Very Large Telescope'; mit je 8,3m Spiegeldurchmesser gehören die vier Hauptteleskope zu den weltweit größten 'Fernrohren'. Obendrein können sie (optisch!) zusammengeschaltet werden und - gemeinsam mit ihren vier 1,8m Hilfsteleskopen die Leistung eines Teleskops mit über zweihundert (!) Meter Spiegeldurchmesser erzielen.
- E-ELT: 'European Extremely Large Telescope' auf den Cerro Armazones (keine 20km entfernt) soll mit einem 40m-Spiegel noch weit bessere Blicke in den Weltraum ermöglichen.
Am Samstag haben wir die Möglichkeit, hinter die alufarbenen Kulissen zu schauen. Was wir zu sehen bekommen, ist wirklich beeindruckend. Allem voran die Hauptteleskope selber. 8,3m Spiegeldurchmesser klingt zunächst nicht viel. Doch es sind an die sechstausend Tonnen Stahl, Hydraulik und Elektronik erforderlich, damit ein Spiegel dieser Dimension seinen Dienst zur Zufriedenheit der Wissenschaftler tun kann. Das ganze Teil kann innerhalb einer Minute auf jeden Punkt des (sichtbaren) Himmels ausgerichtet werden, gleitet dabei auf zwölf Meter großen Hydrauliklaufbahnen und bewegt sich absolut vibrationsfrei. Zwingend notwendig, da das Teleskop während der Beobachtung (!) die Erddrehung ausgleichen und damit den Himmelskörper präzise im Fokus halten muss. Wirklich beachtlich! Beachtlich auch der Firmenname, der an der riesigen Apparatur prangt: ABB. [1]
Was wir bei Tageslicht gut erkennen können, versinkt zur Nacht in absoluter Finsternis. Dann sind die riesigen Gebäude menschenleer (weil sich keiner zurechtfinden könnte), ja selbst kleinste Kontrollanzeigen sind tabu. Jeder kleinste Lichtreflex kann die Beobachtungen der Astronomen beeinträchtigen. Das geht soweit, dass in einem Umkreis von zwanzig Kilometern die Autos nachts nur mit Standlicht fahren dürfen!
Jeder Lichtschimmer, jede Bewegung in der Atmosphäre stört die Astronomen. Ja, die Atmosphäre selbst stört! Darin liegt ein Grund, warum das Observatorium gerade hier oben auf den 'Cerro Paranal' errichtet wurde:
- Die nächste Stadt liegt 180km entfernt, die Lichtverschmutzung ist extrem gering
- Die Inversionsschicht (auf ca.1000m) infolge des kalten Humboldtstroms hält Feuchtigkeit und Schmutz von den darüberliegenden Luftschichten fern;
- Die Landschaft ist extrem aride und völlig vegetationsfrei; dadurch wenig Turbulenzen in der Atmosphäre;
- Die Lage auf knapp dreitausend Meter Seehöhe verkürzt den Weg des Lichts durch die Atmosphäre.
Um die störenden Einflüsse der Atmosphäre auszuschalten, schickten die USA ihr berühmt-berüchtigtes 'Hubble-Teleskop' mit gerade einmal 2,4m Spiegeldurchmesser in den Weltraum. Nach ein paar Reparaturen lieferte es auch recht anständige Bilder. Doch mit dem VLT auf dem Paranal kann sich das teure Weltraum-Teleskop längst nicht mehr messen!
Anstelle teurer Raketen setzt die ESO u.a. auf eine sogenannte 'Adaptive Optik'. Dabei werden kleine Abschnitte des 8,3m-Hauptspiegels (der beseht nicht wie bei herkömmlichen Teleskopen aus Glas, sondern aus fünf Zentimeter dickem, bedampftem Aluminium) um Bruchteile eines Millimeters verstellt (hydraulisch), um so die Störungen in der Atmosphäre auszugleichen. Das geht rasend schnell (Millisekunden-Bereich) und ist - natürlich - computergestützt. Wenn es ganz turbulent zugeht, kommt ein sogenannter 'Laserstern' zum Einsatz. Dabei projiziert ein leistungsstarker Laser einen künstlichen Stern an die Grenzschicht zur Ionosphäre und hilft damit den Rechnern beim Ausgleich der Turbulenzen. Europäischer Innovationsgeist par Excellence!
Die Ergebnisse dieser Bemühungen können sich sehen lassen. Die Aufnahmen entfernter Sterne, Galaxien und Nebel sind inzwischen so scharf und aussagekräftig, dass die Forscher praktisch täglich neue Erkenntnisse zur Sternenentstehung, zur schwarzen Materie oder - ganz aktuell - zum Schwarzen Loch im Zentrum unserer eigenen Galaxis veröffentlichen können. Da sind unsere Steuertaler doch prima angelegt, oder?
Um ein etwas anschaulicheres Beispiel zu geben: ein einzelnes VL-Teleskop kann Strukturen und Sterne ausmachen, die 4 Billionen mal schwächer leuchten, als wir mit dem bloßen Auge erkennen können. Das ist eine vier mit zwölf Nullen! Anders ausgedrückt: mit dem VLT könnten wir uns jedes Härchen der kleinen, grünen Marsmännchen formatfüllend ansehen! Ein Beispiel könnt ihr unten bewundern: den Carina Nebel, eine Himmelsregion, in der die Astronomen aktuell die Entstehung einzelner Sterne studieren.
Zwei weitere Dinge sind bemerkenswert auf dem Cerro Paranal:
- Die Büros, in die wir einen winzigen Blick werfen dürfen, kommen völlig ohne Papierberge aus, die sonst aus südamerikanischen Offices nicht wegzudenken sind;
- das Hotel für die Gastwissenschaftler ist erste Sahne: Swimmingpool, ein Garten Eden im Eingangsbereich und luxuriöse Zimmer. Vier Sterne mindestens. Frühstück für die Sternengucker gibt's übrigens ab sechs Uhr abends. Und tagsüber ist absolute Ruhe angesagt, damit sich die Damen und Herren abends erholt an die Arbeit machen können.
Warteschleife mit Folgen: P.N. Nevado Tres Cruces [CHI] Wartescheife mit Folgen: P.N. Nevado Tres Cruces
Wieder einmal bin ich meinem Zeitplan mächtig voraus! Kein Wunder, konnte mich doch weder Brasilien noch der 'Chaco Austral' zum Bleiben animieren. Im Gegenteil! Doch hier lässt es sich gemütlich aushalten! Die Temperaturen sind zwar nicht eben frühlingshaft, dafür hat die Landschaft einen Leckerbissen nach dem anderen zu bieten!
Den Namen dieser zweiten Südamerika-Etappe allerdings werde ich wohl oder übel abändern müssen: 'Greenhouse-Tour' trifft allenfalls auf die ersten Kilometer durchs wenig faszinierende Tiefland zu. 'Gipfel-Tour' mag es am Ende vielleicht besser treffen. Wir werden sehen ...
Jedenfalls möchte ich mir den Norden Chiles noch einmal intensiver begucken als auf der ersten Etappe. Dass mich die Wüste im Allgemeinen - und die Atacama im Besonderen - mit ihrem Bann belegt haben, dürfte euch nicht verborgen geblieben sein. Hier lohnt es sich sicher, eine weitere Warteschleife einzulegen! Oder zwei!
Der Blick auf die Karte zeigt als möglicherweise lohnende Ziele: (a) den 'P.N. Pan de Azucar' und (b) den 'P.N. Nevodo Tres Cruces'. Beides sind Nationalparks (P.N. = 'Parque National') und könnten unterschiedlicher kaum sein: der 'Pan de Azucar' liegt direkt am Meer und soll ein paar Robben und Seehunde schützen, der 'Nevado Tres Cruces' liegt auf 4000m bis 6000m Seehöhe und ist für ein paar Flamingos auf den Salaren zuständig.
Ziel (a) ist ganz ok. Aber der Nebel, der sich hartnäckig bis weit nach Mittag hält sowie ein unerquicklicher, nicht enden wollender, kühler - um nicht zu sagen saukalter - Westwind schmälern den Genuss und lassen wenig Lust auf einen Besuch der Seehunde aufkommen. Mag sein, dass es hier im Hochsommer angenehm warm ist und sich die Zeltplätze füllen. Im Moment ist es einfach nur: kalt, windig und bääääääh! Kein Wunder, dass ich der einzige Besucher bleibe!
Also schon wieder weiterziehen! Wenigstens am Fuß der Berge sollte es ein wenig wärmer werden. Die Vorteile der Inversionsschicht, die sich auf Grund des kalten Meerwassers bildet, haben wir ja gerade kennengelernt. Tatsächlich ist der Nebel wie weggeblasen, sobald man ein paar Kilometer Abstand zum Meer gewinnt. Recht viel wärmer wird es dennoch nicht, denn der Wind pfeift ungebremst über die Wüste, wenn auch aus der entgegengesetzten Richtung.
Der faszinierenden, bizarren Landschaft tut das Wetter keinen Abbruch! Also bei Chañaral links abbiegen und auf Schleichwegen - abseits der vielbefahrenen Ruta #5 - gen Süden zum Eingang der Piste zum 'P.N. Nevado Tres Cruces'. Sehr zutreffend heißt das Gasthaus am Eingang La Puerta und nach dem Tor geht's fahrbahntechnisch gleich mächtig zur Sache. "Straße = Fluss" würde ich's mal auf den Punkt bringen wollen. Oder umgekehrt. Jedenfalls ist von der früher guten Piste nach den Regengüssen der letzten Monate nicht mehr viel übrig. Mehr schlecht als recht wurde ausgebessert, trotzdem geht's nur mühsam voran. Der Höhenmesser klettert unaufhörlich.
Bei 4200m macht er endlich kehrt, die Piste windet sich ein paar Hundert Meter abwärts und in der Ferne glitzert ... ein riesiger Salar. Wie könnte es hier oben anders sein. Dahinter Fünftausender und Sechstausender 'auf Augenhöhe'. Dazwischen der höchste Vulkan der Erde: der Ojos de Salado (6893m), gleich daneben der markante Tres Cruces (6749m), beide direkt auf der Grenzlinie zu Argentinien.
Der wenig bekannte Salar hört auf den Namen Maricunga und an seinem Südufer bewachen zwei Beamte der 'Immigration' und der 'Adouana' die Grenze zu Argentinien. Der Paso de San Francisco (4726m) ist der zweithöchste Pass zwischen beiden Ländern, mit Sicherheit einer der landschaftlich schönsten, mit Sicherheit einer der am wenigsten befahrenen. Aber Grenzstation: das muss sein!
Die Nacht ist kalt und stürmisch. Das Quecksilber fällt und fällt und der Schlafsack ist - trotz Überdecke und Fleece - eher 'luftig'. Ihr wisst sicher, was jetzt kommt. Kommen muss.
...
Fast drei Wochen lang plagen mich Schnupfen, Husten und eine Mittelohrgeschichte, die bei dem steten Bergauf und Bergab richtiggehend lästig wird! Nicht mal Musik hören macht noch Spaß! Trotzdem war die Rundfahrt zum Salar de Pedernales und durch den Nationalpark mit seinen bizarren Landschaften ein unvergessliches Erlebnis!
Schließlich hat Petrus ein Einsehen ...
Die schönste Zeit in der schönsten Gegend: Frühling in der Atacama [CHI] Die schönste Zeit in der schönsten Gegend: Frühling in der Atacama
Schon auf der ersten Etappe war mir eine Art Grenze aufgefallen: Extremwüste nördlich von Copiapó, leichter Grünschimmer südlich davon. Was soll ich sagen: jetzt im Frühjahr ist's noch viel ärger! Nördlich der Minenmetropole wie gesehen Wüste bis zum Abwinken. Und wenige Kilometer südlich blühen bunte Blumen auf grünen Wiesen.
Markanter könnte eine Klimascheide kaum sein. Zumal keine hohen Berggipfel oder ähnliche Wetterscheiden im Wege stehen. Man fährt bei Travesia einfach um die Kurve ... und findet sich inmitten strahlend violetter, weißer und gelber Blumenfelder wieder! Eine echte Sensation, die es zudem nur im Frühling zu bestaunen gibt! Erinnert stark an Namaqualand in Namibia, wo im Frühjahr auch nur für wenige Tage die Wüste in den herrlichsten Farben erblüht!
Welch ein hübscheres Plätzchen gäbe es, die Erlebnisse der letzten Wochen zu HD zu bringen?
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus [CHI] Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus
So, nach dem Blick in die Vergangenheit wollen wir nun einen Blick in die Zukunft riskieren. Nein, keine Astrologie. Nur ein wenig 'Astronomie spezial'!
Denn eine Entscheidung rückt von Tag zu Tag näher. Ob ich im Sauseschritt von einer faszinierenden Sehenswürdigkeit zur nächsten husche oder gemütlich den Tag und die frühlingshaften Temperaturen genieße: die Tage in Südamerika sind gezählt! Aber irgendwie, irgendwo und irgendwann muss es danach weitergehen. Schließlich wartet noch ein gutes Dutzend faszinierender Ziele darauf, unter die Räder zu kommen. Unter die Räder der Lady Grey, falls irgend möglich! Doch wie fahre ich am besten? Wohin zuerst? Welche Routen sind überhaupt machbar? Welche Regionen am reizvollsten? Das muss schließlich irgendwie geplant und vorbereitet werden ...
Doch während ich die (fast) grenzenlose Freiheit des Reisens in Südamerika genießen durfte, ist außenherum die Welt geschrumpft! Mächtig geschrumpft! Zumindest der Teil der Welt, den man mit dem eigenen Fahrzeug erkunden kann.
Thailand! Dieses faszinierende Land ist nicht nur eines der schönsten in Südostasien (ich kenne es ein wenig von meiner ersten Tour nach Australien), es ist auch eines der 'Schlüsselländer'. Wirft man einen Blick auf die Landkarte, erkennt man schnell den strategischen Wert für jeden Fernreisenden auf dem Weg nach Osten. Just dieses Land hat Anfang 2017 seine Grenzen für ausländische Fahrzeuge geschlossen! Insbesondere für Reisemobile. Nachahmung in den Nachbarländern nicht ausgeschlossen! Der Grund sollen Chinesen sein, die mit WoMos zu Tausenden ins Land eingefallen sind und sich derart danebenbenommen haben, dass den Thais keine andere Wahl blieb ...
Sicher, man könnte irgendwie außenherum verschiffen! Aber ohne Thailand verliert die Ostroute mit der sagenhaften Seidenstraße viel von ihrer Faszination. Wie könnte es nach Peking bzw. Xian (dem offiziellen Ende der historischen Seidenstraße) weitergehen? Sackgassen, wohin man blickt! Oder wieder zurück, sagen wir über die Mongolei und Russland? Nicht mein Ding, zumal eine Reihe anderer, äußerst restriktiver Staaten ebenfalls am Weg liegen (Türkei, Turkmenistan, Kirgisistan, um nur die wichtigsten 'Problemkinder' zu nennen). Nach der Freiheit in Südamerika würde das dem hartnäckigsten Reisevirus zum Tode gereichen! Wieder einmal sind Kompromisse gefragt ...
Ich versuche also, die Zeit in der malerischen Halbwüste zu nutzen. Abwägen ... Pläne schmieden ... Pläne verwerfen ... die Erfahrungen der letzten Jahre auf den Punkt bringen ... Nachhören, was mir wirklich am Herzen liegt ... Philosophieren ... und das Ganze in ein EXCEL Workbook gießen.
Was ist denn dabei 'rausgekommen? Worauf können wir uns noch freuen? Um es kurz zu machen:
- Im Frühjahr 2018 geht's für mehrere Monate nach 'Good Old Europe', u.a. für eine Überholung der Lady Grey;
- Die große Seidenstraßentour muss bis auf weiteres entfallen
(die Highlights werde ich wohl auf Pauschaltouripfaden erkunden); - Schwerpunkte der weiteren Etappen sollen Süd- und Ostafrika sein (kenne ich zwar schon aus Sandfloh-Tagen, aber ein paar der Big-Five werden wohl noch am Leben sein);
- Kiwiland soll mit einem Leihmobil erkundet werden (vielleicht so eines wie oben?)
(Auf dem Weg dorthin liegen einige meiner wirklichen Traumziele); - Nach Etappen in 'Good Old Europe' soll das 'Endziel' Nord- oder Südamerika sein.
(Sofern bis dahin das eine wieder beziehungsweise das andere noch problemlos bereist werden kann); - Grenzen für alle Unternehmungen setzt weiterhin die Politik, die Gesundheit und die Lady Grey!
Ihr könnt euch also weiterhin auf einige Bilder und Berichte aus der großen weiten Welt - aber auch von nebenan - freuen. Nicht überall wird dabei die Lady Grey mit von der Partie sein. Nichtsdestotrotz werde ich versuchen, euer Interesse weiterhin auf dieser Seite zu stillen - Lady hin - Grey her!
Nach diesen - nicht ganz nebensächlichen - Entscheidungen und der groben Zeitplanung (sie reicht bis zirka 2024) ist nun erst einmal etwas Ruhe im Hirnkastl eingekehrt. Es ist wieder bereit für neue Eindrücke. Für neue Abenteuer. Für neue Herausforderungen. Die erste wartet gleich Anfang nächster Woche auf uns ...
"Aber was hat das Ganze mit Astronomie zu tun?" werdet ihr fragen. Nun, den zweiten Meilenstein hat mir nichts geringeres als unser Sonnensystem gesetzt. Genauer die Sonnenfinsternisse, die uns in absehbarer Zeit ins Haus stehen. Solche Ereignisse möchte ich mir unter gar keinen Umständen entgehen lassen - egal wo auf unserer Welt. Selten genug treten sie auf! Vielleicht gelingt ja das eine oder andere unwiederbringliche Foto, wer weiß? Von Interesse sind vor allem:
- Die totale Sonnenfinsternis über Chile und Südamerika am 02.Juli 2019; (die werde ich allerdings verpassen; die Wahrscheinlichkeit auf Beobachtung ist aber gering (Winter);
- Die totale Sonnenfinsternis über Nordamerika am 04.April 2024 (da will ich ganz vorn mit dabei sein!)
- Die totale Sonnenfinsternis über Island und Spanien am 12.August 2026; (die werde ich auf einem kurzen Abstecher 'mitnehmen'!);
Noch aber ist es nicht soweit! Die Tage in Südamerika sind zwar gezählt, aber es sind noch eine ganze Menge: so, an die 180! Mithin ein halbes Jahr! Auch dafür gibt' natürlich schon Pläne.
Aber ich will nicht gleich alles verraten! Soviel kann ich aber sagen: es lohnt sich in jedem Fall! Auf der verbleibenden Südamerika-Etappe wird es noch einmal richtig zur Sache gehen! Gleich nächste Woche soll es losgehen mit dem höchsten Andenpass ...
Doch bis dahin hilft nichts als ... Warten!
Womit wir wieder beim Thema wären ...