Noch einmal völliges Neuland: Südamerika
Diese Berichte sind chronologisch sortiert. Den neuesten Bericht findet Ihr also ganz unten.
Nov.
07
2015
Laguna de La Cocha (Kolumbien, nahe Pasto)
(GPS: 01°08,265'N; 077°09,458'W)
Chalet Guamuez. Hört sich nach Schweiz an. Sieht nach Schweiz aus. Sauber und gepflegt.
Die Rezeptionistin trägt roten Blazer, die Tischdecken auf den alpenländischen Eichentischen leuchten in
rot und weiß, die Wände zieren Bilder von Matterhorn und Wallis. Das Kaminfeuer prasselt,
der Blick wandert über den kristallklaren See. Kleine Boote dümpeln am Steg.
Aus dem Radio tönen ... keine Alphörner und Jodler ... sondern heiße Salsa-Rythmen.
Dec.
15
2015
Ibarra (Ecuador)
(GPS: 00°22,868'N; 078°05,381'W)
Weihnachten ist nicht mehr weit! Schon brennen zwei Kerzen auf dem Bananenblatt, das uns als Adventskranz dient.
Ein Dutzend Traveller aus allen Erdteilen sitzt am Lagerfeuer. Erzählt Geschichten aus der Heimat.
Ihre Rucksäcke liegen in den schmucken Cabañas, ihre Zelte und Reisekutschen stehen auf dem gepflegten Rasen.
Und Reisekutschen gibt's in allen Größen: das 250-er Moped (mit einem schwer bepackten deutschen Pärchen) auf dem Weg
nach Patagonien, das einheimische Tuk-Tuk auf dem Weg nach Alaska, der betagte VW-Bus auf dem Weg
um die Welt, die Lady Grey oder das 40-Fuß-US-Reisemonster auf dem Weg nach Brasilien:
kaum ein Reisender lässt die schmucke Finka links liegen! Patrizia und Hans, die deutschen Eigentümer, tischen leckere
Lasagne auf. Scharfe Currywurst. Selbstgebackene Kekse. Heimischen Christstollen.
Jan.
20
2016
Salango (Ecuador)
(GPS: 01°35,954'S; 080°51,121'W)
Der Blick schweift über die Bucht von Salango. Im tiefblauen Wasser dümpeln zwei Dutzend der langen Fischerboote.
Dazwischen ein paar schneeweiße Yachten der Ausflügler und honiggelbe Kutter. Die versorgen die kleine Mischmehlfabrik mit Nachschub.
Man braucht ihr Mehl für die Shrimps, die in zahllosen Becken gezogen werden und den Bewohnern einen kleinen Wohlstand bescheren.
Niedrige Wellen brechen sich am sichelförmigen Sandstrand. Dahinter verdorrtes Grün und ein paar niedrige Hügel.
Ausläufer eines winzigen Anden-Ablegers, der sich durch die Niederungen der Costa zieht.
Für Minuten lugt die Äquatorsonne durch die Wolken. Der Boden dampft. Dann versinkt alles wieder im triesten Grau.
Nahtlos geht der graue Himmel in ein graues Meer über. Eine sanfte Brise schiebt die
Wolken gegen die Hügel. Es nieselt beständig. Trotzdem braucht's keinen Regenschirm. Das Nass verdampft,
ehe es sich irgendwo sammeln kann. Das Land ist alles andere als Grün. Agaven, Kakteen und Tamarisken
beherrschen das Bild.
Feb.
25
2016
Caral Pyramiden (bei Barranca, Peru)
(GPS: 10°53,820'S; 077°31,234'W)
Der älteste Ort Amerikas. Ein mystischer Ort. Ein magischer Ort. Die kahlen Berge ringsum verschwimmen im morgendlichen Nebel.
Die gelben Sanddünen könnten in der Sahara nicht prächtiger sein. Dazwischen eine Allee von Pyramiden. Sechs an der Zahl. Jahrtausende alte Pyramiden.
Laut Radiokarbonmessung aus dem Jahr 2637BC. Vermutlich Mitte August.
Himmlische Stille. Nur einzelne Ausgräber sind mit Hut, Schal, Pinsel und Spatel auf dem Weg zu ihrer Grabungsstelle. Irgendwo im geschichtsträchtigen Tal des Rio Supe.
Die Touribusse warten noch an den Hotels von Lima und Trujillo, am Ticketschalter baumelt das Schild "Cerrado". Neben dem Nachtwächter bin ich der einzige Mensch an diesem zauberhaften Ort.
April
24
2016
Juli Beach (Titicacasee, Peru)
(GPS: 16°12,148'S; 069°27,845'W)
Die Sonne sticht vom azurblauen Himmel. Kein Wölkchen weit und breit. Innerhalb einer Stunde klettert das Quecksilber vom Gefrierpunkt auf zwanzig, zweiundzwanzig Grad.
Die Solarpanele liefern Strom wie nie, die Batterien sind rappelvoll. Sonnenschutz ist angesagt, Faktor dreißig minimum. Nach einer halben Stunde ist auch der überfordert!
Hilft nur noch der Hut! Die Kinder tragen hier alle einen. Ob zwei Monate oder zwanzig Jahre. Die Damen auch, zur Tracht passend eher klein und chick. Kein wirklicher Schutz vor den sengenden Strahlen.
Im glitzernden Wasser dümpelt ein Dutzend bunter Fischerboote. Mutige zücken die Badehose und gehen eine Runde schwimmen.
Weniger Mutige krempeln zumindest die Hosenbeine hoch. Und die Eifrigen putzen im kristallklaren Wasser ihren fahrbaren Untersatz. Egal ob Moped, Auto oder Brummi.
Sonntagsidylle am Strand von Juli am Titicacasee.
May
25
2016
Villazón (Grenze zu Argentinien, Bolivien)
(GPS: 22°05,753'S; 065°35,800'W)
Die dicken Socken tun gut. Trotzdem kriecht die Kälte rasch die Beine hoch. Die lange Thermo-Unterhose musste im Schrank bleiben - jetzt gäbe ich ein Königreich dafür.
Die Hände kann ich nicht tief genug in den Taschen des Anoraks versenken. Trotzdem friere ich wie ein Schlosshund. Es ist fünf Uhr morgens auf dem Altiplano.
3500m. Noch eine halbe Stunde!
Die Schlange der Wartenden ist gut hundert Meter lang. Eingemummt in Decken, Schals, Anoraks, Mützen und zehn Röcke. Die meisten sind Indigenas aus dem Hochland.
Sie bibbern wie ich. Drinnen hinterm Schalter sitzen zwei Beamte. Auch sie warm verpackt. Heizung ist selbst für Staatsdiener ein Fremdwort - dafür gib's dünne
Anoraks mit imposantem rot-gelb-grünem Aufdruck. Vielleicht macht ja Arbeit warm? Gegen halb sechs öffnet endlich ein Schalter. Den Stempel in den Pass zu drücken, dauert eine Ewigkeit.
Ich hab' mich in der Schlange ein bißchen nach vorn gemogelt - ich möchte nicht zum Eiszapfen werden. Doch es dauert fast eine Stunde, bis die
zwanzig Menschen vor mir abgefertigt sind. Vielleicht ist ja der Stempel noch kalt?
Jun
16
2016
Santiago (Metropolitana, Chile)
(GPS: 33°16,8239'S; 070°44,2877'W)
"Willkommen bei Porsche. Was können wir für Sie tun?" Bin ich nun in der falschen Werkstatt?
Dort hinten stehen doch die dicken Trucks mit den drei magischen Buchstaben!
"Nein, nein, Service für MAN machen wir schon auch." beruhigt mich César, der freundliche
Post Sales Manager. Im Nu ist abgeklärt, was der Lady Grey fehlt.
Viel ist es nicht, nur die abgerissene ABS-Leitung möchte ich in Ordnung haben. Dann noch dies.
Und jenes. Ach, das auch noch. Im Nu ist der Auftragsbogen voll. "Wie lange haben wir Zeit?"
fragt der Manager. "Zwei Wochen! In der Zwischenzeit möchte ich auf die Isla de Pascua". César ist beruhigt und bietet mir an, auf dem Hof zu übernachten bis der Flieger geht. Duschen gibt's beim Warteraum und WiFi ist auch dabei. Claro!
Das Angebot kann ich nicht ausschlagen.
Jun
30
2016
Hanga Roa (Osterinsel, Chile)
(GPS: 27°08,961'S; 109°25,470'W)
Osten oder Westen? Südamerika oder Ostasien? Peru oder Marquesas? Woher kamen die Insulaner? Wann? Welche Boote hatten sie?
Was haben die riesigen Steinkolosse zu bedeuten? Wie wurden die ohne jedes Werkzeuge geschaffen?
Wie konnten sie aufgestellt werden? Wie kommt der tonnenschwere Kopfputz auf die Statuen?
Warum ist die Insel eine karge Wüste in den Tropen? Was hat es mit der Schrift auf sich,
die mit keinen anderen Schriftsystem der Welt vergleichbar ist? Warum haben die Insulaner
unverkennbar europäische Gesichtszüge?
Fragen über Fragen. Schon seit das abgelegene Eiland im 18. Jahrhundert entdeckt wurde.
Für die alte, die europäische Welt entdeckt wurde, muss man sagen. Selbst angesehene Wissenschaftler streiten
in schöner Regelmäßigkeit über die Antworten. Unser norwegischer Freund Thor Heyerdahl ist daran nicht ganz unschuldig.
Osten oder Westen? Das ist die entscheidende Frage!
Einige der Antworten sind allerdings höchst alarmierend!
Oct
14
2016
Curacautin (La Araucanía, Chile)
(GPS: 38°27,922'S; 071°45,666'W)
"Bitte fahren Sie ihr Fahrzeug zum Röntgengerät!" fordert mich der junge Grenzer in fließendem Englisch auf.
Ok, dann kramen sie wenigstens drinnen nicht überall herum! Weit gefehlt: nach dem Röntgen (natürlich ergebnislos) stürzen sich drei Grenzer
und einer der 'Sanitärabteilung' in die Lady Grey, zerren Polster hervor,
öffnen Türen, Schubkästen und Fächer.
Besonders angetan hat es ihnen der Kühlschrank, wo sie drei Eier, 50 Gramm Honig und ein Stückchen Wurst
(das ich eh dem Hund geben wollte) beschlagnahmen.
Wie gut, dass ich auf dem Fragebogen angekreuzt
hatte, dass ich zwei Äpfel anzumelden habe. Sonst würde mir ob der illegalen Einfuhr von Gütern, die die Landwirtschaft gefährden,
eine saftige Geldstrafe drohen (wie andere Reisende aus erster Hand zu berichten wussten).
Noch mal Glück gehabt, auch wenn die Prozedur gute 1½ Stunden dauert.
Wenigstens sind die chilenischen Grenzer freundlich. Aber eben auch neugierig! Und gewissenhaft!
Nov
28
2016
El Chaltén (Patagonien, Argentinien)
(GPS: 49°19,516'S; 072°53,305'W)
Fitz Roy. Cerro Torre. Poincenot. Namen die passionierten Bergsteigern so flüssig von der Zunge gehen wie
Nanga Parbat, K2 oder Chomolungma.
Auch mich ziehen sie in ihren Bann. Schon, weil mein Rucksack ihren Namen trägt. Das Städtchen zu ihren Füßen
heißt wie der höchste von ihnen - in der Sprache der Ureinwohner: El Chaltén, der Berg, der raucht.
Es ist so einmalig wie die Berge außenherum. Ein Ort, in dem niemand ohne Bergstiefel,
Trekkinghose, Hi-Tech-Fleece, Goretex-Anorak, Wanderstöcken oder Eispickel zu sehen ist.
Die Trekking-Hauptstadt Argentiniens.
MAR
20
2017
Nueva Helvecia (Uruguay)
(GPS: 34°18,912'S; 057°13,856'W)
Die Schweiz ist ein schönes Land! Die neue Schweiz erst recht: 'Nueva Helvecia':
ein schmuckes Städtchen vor den Toren Montevideos. An jedem der pieksauberen Häuser prangt das Wappen
eines Schweizer Kantons: Uri, Schwyz, Bern, Appenzell. Gelegentlich auch ein deutscher Adler ...
Die Menschen blond, blauäugig, adrett, fleißig. Sind Chile und Argentinien schon sehr europäisch angehaucht,
fühlt man sich hier ganz wie im Alpenländle. Nur die Berge fehlen! Stattdessen sattgrüne Wiesen und Weiden,
soweit das Auge reicht. Schwarzweiße Milka-Kühe. Schokolade vom Feinsten.
AUG
12
2017
Foz do Iguaçu (Brasilien)
(GPS: 25°36,315'S; 054°29,548'W)
Von den "Big Five" ist er der wohl eindrucksvollste. Die achtzig Meter, die er sich in die Tiefe stürzt, sind kein Weltrekord - seiner Attraktivität tut das keinen Abbruch! Manche sind gar nur zwanzig oder dreißig Meter hoch. Andere tröpfeln nur so vor sich hin - jetzt in der Trockenzeit. Alle gemeinsam machen den Charme dieses siebten Weltwunders aus, wie es manche hier bezeichnen.
Ein antikes Wunder sind sie freilich nicht, obwohl sie sich schon an die zweihundert Millionen Jahre in die
enge Schlucht stürzen, die sie sich selber geschaffen haben.
Weltwunderwürdig sind eher die Tourimassen, die täglich einen Blick in den 'Teufelsrachen',
auf 'Adam und Eva', auf 'Salto Bosetti' und die zweihundertachtzig anderen Wasserfälle erhaschen wollen.
Wie gut, dass sich zwei Länder dieses Spektakulum teilen können: Brasilien und Argentinien. Paraguay ist auch nur zwanzig Kilometer entfernt und steuert auch noch ein paar Besucher bei.
Vor uns liegen die Wasserfälle des Iguaçu.
OCT
31
2017
Los Chorros - bei Coquimbo (Chile)
(GPS: 29°21,393'S; 071°09,397'W)
Warten ist nicht mein Ding! Eures vermutlich auch nicht.
Ist man seinem (witterungsbedingten) 'Fahrplan' aber um Wochen voraus, bleibt nichts anderes übrig!
Dabei tue ich die letzten Wochen schon arg langsam. Ganz nach dem allgegenwärtigen Motto Südamerikas "Tranquilo!" Bleibe mehrere Tage an Orten, wo es nichts zu sehen gibt - außer hübscher Landschaft und bunten Blumen. Fahre allenfalls ein oder zwei Stunden pro Tag, um ja nicht zu schnell vorwärtszukommen. Um ja nicht in scheußliches Wetter zu geraten! Der letzte Blick auf die Wetterkarte zeigt zwei ausgedehnte Tiefdruckgebiete. Eins nördlich, eins südlich von mir. Dort regnet es wie aus Kübeln! Warum soll ich mich also sputen, von diesem netten Fleckchen Erde wegzukommen?
MAR
30
2018
Montevideo (Uruguay)
(GPS: 34°54,282'S 56°12,672'W)
Die Uhr tickt. Tick - Tack. Unaufhörlich. Der Moment des Abschieds rückt näher. Nur noch zweiundsiebzig Stunden. Dann wird uns ein Monster von Schiff aus Südamerika fortbringen. Ein Ro/Ro-Schiff der Grimaldi Line: die Grande Amburgo. Für die Lady Grey und mich sind die letzten Stunden in Südamerika eingeläutet.
Nach einem schweren Gewitter, der das halbe Land unter Wasser setzt, rolle ich letzte Woche in
Montevideo ein und sage beim
Verschiffungsagenten "Hallo" und lasse das Ticket bestätigen. Als ich danach durch die belebten Straßen der City bummle, wird mir mit einem Schlag bewusst, dass das nun wirklich das Ende ist. Ohne Wenn und Aber. Das Ende der Etappe durch Südamerika. Die letzten Tage! Die letzten Kilometer! Termino! Ende! Aus!
Highlights in Südamerika
Die Frage "Wo war es denn am Schönsten?" höre ich in jedem Gespräch.
Ist ja auch interessant, wo es anderen Reisenden gefallen hat.
Rechts findet ihr die passende Karte dazu. Denn: es ist nicht ein Ort, der zu nennen ist,
sondern Dutzende! Jeder hat seine ureigene Geschichte und seine ganz spezielle Faszination!
Logbuch mit allen Nachtplätzen (1)
Hier könnt ihr alle Nachtplätze mit GPS-Koordinaten nachschlagen.
(Teil 1: Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien)
Logbuch mit allen Nachtplätzen (2)
Hier könnt ihr alle Nachtplätze mit GPS-Koordinaten nachschlagen.
(Teil 2: Argentinien und Chile bis Ende 2016 (Ushuaia)
Logbuch mit allen Nachtplätzen (3)
Hier könnt ihr alle Nachtplätze mit GPS-Koordinaten nachschlagen.
(Teil 3: Von Feuerland zurück durch Chile und Argentinien bis nach Uruguay.)
Logbuch mit allen Nachtplätzen (4)
Hier könnt ihr alle Nachtplätze mit GPS-Koordinaten nachschlagen.
(Teil 4: Von Uruguay gen Norden nach Brasilien, zu den Wasserfällen von Iguazu und quer rüber nach Nord-Chile, in die Atacama und nochmals kreuz und quer über die Anden; Carretera Austral und Rückfahrt an der Atlantikküste nach Uruguay.)
Resümee und Kurzstatistik (Norden)
Hier könnt ihr eine Zusammenfassung sowie die wichtigsten Eckdaten der Etappe nachschlagen.
(Teil 1: Kolumbien und Equador bis nach Peru und Bolivien)
Resümee und Kurzstatistik (Süden)
Hier könnt ihr eine Zusammenfassung sowie die wichtigsten Eckdaten der Etappe nachschlagen.
(Teil 2: Argentinien und Chile, Patagonien, Feuerland und die Anden bis Uruguay und Brasilien)