Der 'neue' Kontinent: Nordamerika
Diese Berichte sind chronologisch sortiert. Den neuesten Bericht findet Ihr also ganz unten.
April
10
2014
Halifax (Canada, Nova Scotia)
(GPS: 44°39,006'N; 63°34,525'W)
#34;
"Welcome to Canada, Bienvenue au Canada" steht in großen Leuchtbuchstaben
über dem Ankunftsterminal in Montreal.
Wirklich gelesen hat das der Immigration-Officer aber offenbar nicht! Gefühlte zwei Stunden befragt
er mich nach dem Grund der Reise (Tourismus),
warum ich so lange bleiben möchte (sechs Monate),
ob ich tatsächlich ein Rückflugticket (ja) und genügend Bares in der Tasche (auch JA!) habe.
Ob ich vorhabe zu arbeiten (NEIN!). Ob ich Verwandte habe in Canada (nein). Und vieles mehr.
Das ganze nach fast zwanzig Stunden Flug und Warterei, als meine innere Uhr seit Stunden auf Schlafen tickt.
"Cool bleiben! Wenn du dich jetzt aufregst, kommst du gar nicht rein!" flüstert meine innere Stimme.
Nach endlosem Hin und Her drückt der Officer doch seinen heiligen Stempel in meinen Pass!
So wirklich Willkommen fühle ich mich trotzdem nicht! Noch nicht!
April
22
2014
Louisbourg (Canada, Nova Scotia)
(GPS: 45°55,006'N; 059°59,109'W)
Louisbourg ist der ideale Background
für jede Hollywood Produktion über die guten alten Tage - selbst wenn die Story in den Staaten spielt.
Heute wird die Geschichte der Sezessionskriege neu verfilmt und das ganze Areal wimmelt
von Schauspielern, Technikern und Komparsen. Welch ein Glück, dass keine Touristen durchs
Bild rennen! Die kommen erst in ein paar Monaten, wenn's hier an der Ostküste der Cape-Breton-Insel
hübsch warm ist und die Kreuzfahrer bis vor die aufwändig restaurierte Festung fahren können.
June
10
2014
Sioux Narrows (Canada, Ontario)
(GPS: 49°25,467'N; 094°03,534'W)
#34;
»Was für ein Sch.... Tag!« Dabei hatte die Woche doch so toll begonnen:
Der traumhafte Camp am Sleeping Giant, das sonnige Wetter, die tolle Straße.
Und nun das: Steinschlag in der Windschutzscheibe, genau im Blickfeld. So groß,
dass er definitiv nicht zu reparieren ist. Eine neue Windschutzscheibe muss her!
Das ist zwar nicht das 'Aus' der Reise, aber ein großes Loch in die Reisekasse wird's wohl reißen!
Schon vor einer halben Stunde hätte ich meine Lady Grey um ein Haar komplett in den Graben gesetzt.
Das wäre wirklich das »Aus« gewesen! Da fehlten keine fünf Zentimeter! Nur der Fahrer der Planierraupe
konnte die Lady wieder auf festen Boden ziehen, Allradantrieb und Sperren zum Trotz!
June
29
2014
Cyprus Hills (Canada, Alberta)
(GPS: 49°39,907'N; 110°06,215'W)
"Endlose, flache Prärie, vierspuriger Freeway, Weizenfelder soweit das Auge reicht.
Ein Land so flach, dass die norddeutsche Tiefebene dagegen ein Hochgebirge ist! 30 Grad
schwere Schwüle in der Luft. 3000 Kilometer Monotonie!" So oder so ähnlich steht's
in jedem Reiseführer über die Präriestaaten das kanadischen Westens.
Sattgrüne Wälder an sanften Hügelflanken, dazwischen silbern glitzernde Seen, sich windende Flüsslein,
vereinzelt Kühe auf den saftigen Weiden. Schmale, kurvenreiche Pisten, himmlisch gelegene Picknickplätze,
angenehmes kühles Lüftlein. Eine Landschaft, die an den Schwarzwald erinnert. So sind die Präriestaaten auch.
Zumindest hier in den geschichtsträchtigen Cyprus Hills.
Aug
03
2014
Anchorage (USA, Alaska)
(GPS: 61°12,512'N; 149°48,059'W)
Zweihundertdreißig Wohnmobile. Omnibusgroße fahrbare Appartments mit ausziehbaren Sitzecken,
Ledersofa, Queen-Size-Betten, Satellitenschüssel, zwei bis drei Klimaanlagen und Knattermax.
Im Schlepptau riesige 4WD-Pickup, darauf Kanu, Motorboot oder ATV (Quad). Oder alles zusammen.
Wenn Amerikaner auf Wanderschaft gehen, muss der gesamte Hausstand mit!
Wäre doch schlimm, müsste man unterwegs auf irgend etwas verzichten!
Den Sinn von "Weniger ist mehr" werden sie wohl nie entdecken! Nicht, dass ich dabei ein großes Vorbild wäre, aber die Lady Grey passt in diese Monster mindestens zweimal hinein!
Ganz wie zu Hause erscheinen diese Herrschaften meist im Rudel!
Sep
16
2014
Seton Lake - Lillooet (Canada, British Columbia)
(GPS: 50°40,011'N; 121°58,667'W)
Senkrechte, von Gletschern glatt geschliffene Felswände türmen sich um das Tal.
Unten ein See, türkisgrün und bitterkalt. Am kurzen, waldigen Ufer ein kleiner Campingplatz
ohne große Infrastruktur. Zwei Plumpsklos, zwei Abfallkübel, zehn Picknickbänke, das muss reichen.
Nur ein paar vereinzelte Camper haben das Areal entdeckt und sind zwischen den Bäumen kaum auszumachen.
Kein Platzwart, der irgendwelche Gebühren kassiert! Mit freundlichen Grüßen der BC-Hydro,
denn tatsächlich ist der Seton Lake ein Stausee für das Kraftwerk unten im Tal.
Nov
03
2014
Lone Rock Beach - Lake Powell (USA, Utah)
(GPS: 37°00,859'N; 111°32,259'W)
Das Thermometer fällt ins Bodenlose. Dicke Regentropfen klatschen gegen die Scheiben.
Finstere Wolken lassen der Sonne keine Chance.
Gestern fegt ein Sandsturm über den Strand des Lake Powell und vertreibt
die handvoll einheimischer Camper, die sich hartnäckig behauptet hatten.
Kommt jetzt der Winter in die Wüste?
Im freien Fall befindet sich derzeit auch mein Reisefieber. Wollte ich am Donnerstag nur ein, zwei Tage bleiben,
um die umwerfende Landschaft und den See zu genießen - eine echte Wohltat nach so viel Wüste -
so stehe ich hier nun schon fünf Tage. Die herrlichen Wüstenlandschaften, die ich sonst so liebe, können mit gestohlen bleiben. Painted Desert, Bryce Canyon, Grand Canyon, Las Vegas: magische Namen,
aber derzeit ohne großen Reiz. Der Travel Blues hat mich erwischt.
Nov
20
2014
Glass Creek (USA, California)
(GPS: 37°45,161'N; 118°59,531'W)
Schneeweißer Sandstrand, tiefblaues Meer, muskelbepackte Jungs mit dem Surfbrett,
vollbusige Mädels in knappen Bikinis, Caipirinhas an der Bar, Ferien ohne Ende,
Leben wie Gott in Frankreich. So oder so ähnlich wird uns vollmundig "Kalifornien"
verkauft.
Ein zugefrorener Bach, welkes Laub säumt das schmale Ufer, Samen der Pinienzapfen
werden von fleißigen Streifenhörnchen ins Winterversteck geschleppt,
das Thermometer zeigt zweistellige Minus-Grade, gelbe Schneewolken schieben sich
unaufhörlich über den Kamm der weiß bezuckerten Berge, die wichtigsten Pässe sind gesperrt.
Auch das ist Kalifornien. Hier am Fuss der Sierra Nevada, im Windschatten des
großen Küstengebirge, hier auf 2300 Metern Seehöhe.
Jan
01
2015
Lucerne Valley (USA, California)
(GPS: 34°23,249'N; 116°31,869'W)
"Ein umfangreiches Tiefdruckgebiet überquert in der Neujahrsnacht den Süden Californien
und bringt zum Teil heftige Schneefälle bis ins Tal!" So liest sich vor zwei Tagen der
Wetterbericht für die Region rund um Palm Springs, die Stadt, die seit Jahrzehnten die
"Wärmflasche" für verfrorene Canadier und Nordamerikaner ist,
die Schnee und Eis zu Hause entfliehen wollen. - Und nun so etwas! Seit Tagen schon fegt ein eisiger Nordwind durch die Täler. Von den Gipfeln der San Jacinto Mountains
grüßt eine dicke, weiße Schneehaube. Vereinzelt sieht man Mutige mit dem Snowboard unterm Arm
auf dem Weg zur Bergbahn. Die meisten aber kuscheln sich in warme Daunenanoraks.
Mütze und Handschuhe sind oberste Bürgerpflicht. Der dicke Schal läßt nur die rote Nasenspitze hervorlugen!
Feb
04
2015
Los Barriles (Mexico, Baja California)
(GPS: 23°42,280'N; 109°42,178'W)
Tiefblaues Meer, soweit das Auge reicht. Die Sonne strahlt, harmlose Wölkchen schieben
sich über den weiß-blauen Himmel. Reminiszenz an die Heimat! Weiße Schaumkrönchen
toppen die wenigen Wellen. Der Wind bläst stetig mit drei bis vier Beaufort aus West.
Ideale Bedingungen für Hunderte von Kitesurfer! Die meisten von ihnen hausen direkt am Strand,
in Wohnwägen, Wohnmobilen, in Campern, ja sogar in Zelten. Den ganzen Winter über.
Den canadischen Winter über. Denn Schnee oder auch nur Temperaturen unter zehn Grad
(plus) haben hier Seltenheitswert. Schließlich sind wir in den Tropen!
Mar
05
2015
San Miguel de Allende (Mexico, Guanajuato)
(GPS: 20°54,436'N; 100°44,945'W)
Die Kirchenglocken von San Antonio läuten zum Gebet. Viermal die kleine, helle Glocke,
dann achtmal die große, dunklere. Trotz Ohropax stehe ich senkrecht im Bett.
Wollen die denn gar nicht mehr aufhören? Draußen ist es stockfinstere Nacht!
Wie kann man um diese Uhrzeit die Glocken läuten? Es ist halb vier Uhr morgens!
Dazu die Eisenbahn, die Ferrocarril, die jeden Tag kurz vor Mitternacht mitten durch die Stadt
rollt und - natürlich - an jedem Bahnübergang hupt, dass es durch die ganze Stadt hallt.
Von den schweren LKWs ganz zu schweigen, die auf der Umgehungsstraße rollen und geräuschträchtig
ihre Motorbremsen betätigen. Das klingt wie Maschinengewehrfeuer!
Ja, so ein Campingplatz mitten in der Stadt, keine Hundert Meter neben dem Klosterkirche, hat auch seine Schattenseiten!
Apr
12
2015
Palenque (Mexico, Chiapas)
(GPS: 17°29,245'N; 092°02,293'W)
Das können doch keine Straßenköter sein, die so markerschütternd bellen! Dazu ist das Bellen viel zu lang. Zu laut!
Dazwischen langgezogenes Fauchen. Wie ein Flugzeugtriebwerk beim Start. Trotz Ohropax und Kissen überm Kopf wird das Brüllen
nicht leiser. Schlaftrunken und missmutig schaue ich aus dem Fenster. Da stehen schon die Nachbarn. Zeigen nach oben.
Halten sich die Ohren zu. Es ist wirklich unerhört laut. Dabei kreischt, singt, blökt, bellt im Urwald doch immer irgend etwas.
Besonders nachts! Aber in dieser Lautstärke? Schließlich klären mich die Nachbarn auf: direkt hinter mir tobt eine
Gruppe Brüllaffen in den Bäumen des Nationalparks. Zu sehen ist nicht viel, außer ein paar Zweigen, die sich ab und zu bewegen.
Veranstalten die das jeden Morgen? Ja, manchmal noch viel lauter!
Na ja, wenigstens tragen die Viecher einen trefflichen Namen!
Nach einer halben Stunde bricht das Morgenkonzert so plötzlich ab, wie es angefangen hatte.
Noch zwei, drei Brüller aus dem Bäumen, dann herrscht wieder Ruhe. Nicht lange. Nach und nach
erwachen auch die anderen Tiere des Urwalds und begrüßen den neuen Morgen ...
April
26
2015
Tulum Beach Club (Mexico, Quintana Roo)
(GPS: 20°12,461'N; 087°25,893'W)
Schneeweißer Sand, fein wie Mehl rinnt durch die Zehen. Kokospalmen wiegen sich in der sanften Brise des Meers.
Winzige Wellen des türkisgrünen Wassers laufen auf den gleißenden Strand.
Ein Händler verkauft frische Kokosnüsse mit Eis. Lecker! Erfrischend! Andere preisen Bootstouren an.
Zum Schnorcheln im kristallklaren Wasser. Zum Tauchen am zweitgrößten Riff der Welt.
Zum Sightseeing vom Wasser aus - Tulum, die alte Maya-Stadt am Wasser liegt gleich um die Ecke.
Nur ungern richte ich mich im Schatten ein. Unter den Palmen ist es halbwegs auszuhalten.
Laptop auf dem Tisch, Kokosnuß daneben. Landkarte und Fototagebuch griffbereit.
Bevor ich mich dem süßen Leben der Karibik ergebe, müssen die Impressionen der letzten Wochen zu PC gebracht werden!
Zu viel gesehen. Zu viel erlebt. Zu viele unverdaute Eindrücke! Bevor alles zu Erinnerungsbrei wird,
muss es sortiert und verarbeitet werden! Also Augen zu, Blick zurück, zwei Wochen Mayawelt beschreiben!
Sep
24
2015
MV Caroline Russ (Karibik, Atlantik)
(GPS: 09°36,316'N; 079°45,751'W)
Geschwindigkeit 12 Knoten, Kurs 43 Grad. Die Nordküste Panamas gleitet achternaus. Die Sonne strahlt vom tiefblauen
karibischen Himmel, seitdem wir den Hafen von Colon verlassen haben. Ist das wieder so ein tolles Vorzeichen wie in Halifax?
Kapitän Krzysztof Dolata manövriert die wendige
Caroline Russ
gekonnt an einem hölzernen Urwaldriesen vorbei, der gefährlich nah im Wasser dümpelt.
Die schwimmende Insel bietet Dutzenden Seemöwen und Fregattvögeln einen Landeplatz.
Seine Heimat, der undurchdringliche Dschungel des Darien Gap liegt querab an Steuerbord.
Der Urwald ist es auch, der mich zu dieser kleinen Schiffsreise zwingt. Auf der Panamericana, der großen Route
von Alaska nach Feuerland klafft eine Lücke von über achtzig Kilometer. Unüberwindlich.
Genau in der Mitte. Da, wo Nord- und Südamerika aneinanderstoßen. Wo der Dschungel am
dichtesten und abenteuerlichsten ist. Wo man allenfalls zu Fuß und mit Machete über den Darien Treck
ins Nachbarland kommt. Zwischen Panama und Kolumbien. Und keiner ist interessiert, die offene Lücke zu schließen!
Weiter geht's in Südamerika
(Übersicht)
Hier geht's weiter zur Übersicht der Etappen in Südamerika.
Highlights Nord-/Zentralamerika
Die Höhepunkte der Etappe durch Nord- und Zentralamerika auf einen Blick (Karte) ...
Logbuch mit allen Nachtplätzen (1)
Hier könnt ihr alle Nachtplätze mit GPS-Koordinaten nachschlagen.
(Teil 1: von Ostkanada über Alaska nach Mexiko)
Logbuch mit allen Nachtplätzen (2)
Hier könnt ihr alle Nachtplätze mit GPS-Koordinaten nachschlagen.
(Teil 2: von Mexiko über Guatemala nach Panama)
Resümee und Kurzstatistik (1)
Hier könnt ihr eine Zusammenfassung sowie die wichtigsten Eckdaten der Etappe nachschlagen.
(Teil 1: Ostkanada über die Prärie und die Rocky Mountains nach Alaska und in die USA)
Resümee und Kurzstatistik (2)
Hier könnt ihr eine Zusammenfassung sowie die wichtigsten Eckdaten der Etappe nachschlagen.
(Teil 2: Mexiko und die Maya-Länder bis nach Costa Rica und Panama)