Cyprus Hills (Canada, Alberta) (GPS: 49°39,907'N; 110°06,215'W)
"Endlose, flache Prärie, vierspuriger Freeway, Weizenfelder soweit das Auge reicht. Ein Land so flach, dass die norddeutsche Tiefebene dagegen ein Hochgebirge ist! Dreißig Grad schwere Schwüle in der Luft. Dreitausend Kilometer Monotonie!" So oder so ähnlich steht's in jedem Reiseführer über die Präriestaaten des kanadischen Westens.
Sattgrüne Wälder an sanften Hügelflanken, dazwischen silbern glitzernde Seen, sich windende Flüsse, vereinzelt Kühe auf den saftigen Weiden. Schmale, kurvenreiche Pisten, himmlisch gelegene Picknickplätze, angenehmes kühles Lüftlein. Eine Landschaft, die an den Schwarzwald erinnert. So sind die Präriestaaten auch. Zumindest hier in den geschichtsträchtigen Cyprus Hills.
Ja, geschichtsträchtig sind sie tatsächlich, diese Hügel, direkt im Dreiländereck zwischen Saskatchewan, Alberta und den USA! Angefangen vor 12.000 Jahren, als ganz Nordamerika mit kilometerdicken Gletschern bedeckt war. Ganz Nordamerika? Nein, mittendrin ragt hartnäckig ein Bergrücken zwischen den Gletschern hervor und bietet Flora und Fauna eine Insel der Zuflucht. Mit seinem harten Gestein bietet er der ganzen Schleiferei und Feilerei der Gletscher Paroli. Als ein paar Jahrhunderte später die Gletscher schmelzen, wälzen sich reißende Ströme durch das Massiv und formen liebliche Täler und sanft geschwungene Hügel.
Bald drauf tummeln sich hier wieder Bison und Co. Und frühe Indianer, die ihnen nachstellen. Das Bison gibt den Indianern alles, was sie zum Leben brauchen: Fleisch zum Essen, Haut für die Kleidung und fürs Zelt. Knochen und Hörner werden zu Werkzeugen, Sehnen zu Schnüren und Seilen. Das Gleichgewicht hält ein paar Tausend Jahre an, bis im siebzehnten Jahrhundert plötzlich fremde Menschen aus einem anderen Kontinent hier auftauchen. Die Weißen gieren nach Pelzen, die Indianer können sie beschaffen. Mehr als einhundert Jahre lang blüht der friedliche Handel zwischen Indianern und den wenigen Neuen - Platz gibt's genug.
Mitte des 18. Jahrhunderts nimmt das Schicksal eine tödliche Wendung. Tödlich vor allem für die Bisons, die Lebensgrundlage der Indianer. Die südlichen Weidegründe der Bisons (im heutigen USA) werden von weißen Siedlern überschwemmt. Das Land wird 'kultiviert', zu Ackerland gemacht, dem Bison fehlt das Futter. Dazu wird es im Süden gnadenlos gejagt! Innerhalb von fünfzig Jahren ist das Bison nahezu ausgerottet. Die Indianer sind verzweifelt, ihre Lebensgrundlage existiert nicht mehr! Dazu kommen importierte Krankheiten, denen sie nichts entgegensetzen können. Gleichzeitig wissen sie, dass sie sich der neuen Zeit nicht verschließen können. Eine desolate Situation!
Die wird von schwarzen Schafen ausgenutzt, die ihnen Whiskey und Gewehre verkaufen - gegen die immer noch gefragten Pelze ("Alkohol hilft bekanntlich gegen Depressionen und Gewehre helfen gegen Weiße"). Das Los der Indianer wird dadurch nicht einfacher! Und Hunderttausende - vorwiegend Europäer - sitzen in den Startlöchern, um den endlosen Westen (der USA und Canadas) zu besiedeln. Im Sommer 1873 kommt es dann zu einem - von vielen - Eklats, als Whiskeyschmuggler aus den USA eine Gruppe Indianer grausam niedermetzeln. Genau hier in den Cyprus Hills, nahe dem legendären Fort Walsh. Mit einem Denkmal wird heute des Massakers gedacht.
Just dieses Gemetzel setzt eine Bewegung in Kraft, die bis heute den Ruf Canadas als sicheren Hafen der Menschenrechte begründen: die RCMP wird ins Leben gerufen, die 'Royal Canadian Mounted Police' (damals noch unter dem Namen NWMP). Sie sind eine gut ausgebildete, disziplinierte und loyale Truppe von Enthusiasten, die sich unter härtesten Bedingungen in die westlichen Regionen aufmachen, um dort für Recht und Ordnung zu sorgen. Und sie schaffen sich einen ausgesprochen guten Ruf. Einen Ruf der Fairness. Der Fairness gegenüber den Indianern, die anderswo als rechtlose Menschen zweiter Klasse angesehen und von den weißen Siedlern gnadenlos weggefegt werden. Während im 'wilden Westen' der heutigen USA Colt und Outlaws regieren, herrschen nördlich der Grenze Recht und Ordnung. Dank der RCMP. Dank der 'Mounties', wie sie liebevoll genannt werden!
Die 'Dominion of Canada', respektive die englische Krone setzt auch im Miteinander mit den First Nations auf ein Miteinander und bietet den Indianern sogenannte Treaties an, Verträge, die den Indianern gewisse, wenn auch bescheidene Rechte einräumen. Wir erinnern uns: viele Indianer haben nichts zu beißen (Bisons fast ausgerottet), sind krank, heimatlos (Nomaden) und wehrlos (Pfeil und Bogen gegen Kanonen). Mithin haben sie bei den Verhandlungen der Treaties nicht sonderlich gute Karten. Zudem sind ihre traditionellen Anschauungen über Landeigentum, über Natur und ihre Nutzung völlig unterschiedlich zur westlichen Vorstellung. Die meisten Häuptlinge sehen aber wenig Chancen im Widerstand und unterschreiben die Verträge im Vertrauen auf die 'große weiße Mutter' (die britische Königin).
Insgesamt zwölf solcher Treaties werden mit den unterschiedlichen Stämmen abgeschlossen, die mehr oder weniger ähnlichen Inhalt haben und den Indianern folgendes zugestehen:
- Festes Reservat mit 1 Quadratmeile (640 Acres, 2,59 km2) pro 5 Bewohner
- Jährliche Zahlung von 25$ an den Häuptling, zuzüglich 1 Mantel und 1 Medaille
- Jährliche Zahlung von 15$ an 2.Häuptling
- Jährliche Zahlung von 5$ an restliche Personen
- Alle drei Jahre Oberkleidung für den Häuptling
- Decken, Umhang und Britische Fahne (einmalig)
- Schwarzpulver, Geschosse und Bindfaden für 750$ jährlich
- Pro Familie: 2 Hacken, 1 Spaten, 1 Sense, 1 Axt, 1 Sack Saatgut
- Für 10 Familien: 1 Pflug, 2 Eggen
- Für den Häuptling: 1 Ochse, 1 Bulle, 4 Kühe, Handwerkszeug, 5 Handsägen, 5 Bohrer, 2 Sägen und Schleifstein
- Eine (Grund-)Schule im Reservat
- Kein Alkohol erlaubt im Reservat
- Jagen, Fischen und Fallenstellen nach Bedarf
Zumindest auf dem Papier steht das also den Indianern zu. Dass die englische Krone, u.a. aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten im Mutterland manche oder viele (je nach Standpunkt) der Zusagen nicht einhält, schürt natürlich den Unmut der Indianer. In den Folgejahren kommt es prompt zu mehreren Aufständen, u.a. der Red River Rebellion unter Führung der Metìs, die aber weitgehend unblutig beendet werden. Trotz allem erscheint mir das Los der Indianer in Canada weit besser zu sein als das ihrer Stammesbrüder südlich der Grenze. Wer allerdings heute das Attribut 'Indianer / First Nation / Aboriginal' tragen - und nach wie vor die Vergünstigungen der Treaties in Anspruch nehmen darf, habe ich noch immer nicht rausfinden können: in fast jedem Canadier fließt inzwischen auch ein Tropfen Indianerblut!
Dass es heute etwa einen ausgewiesenen 'Aboriginal Day', in jedem Andenkenladen eine spezielle Abteilung für Indianische Souvenirs und in jeder Hauptstadt mindestens eine große Galerie mit ihren Kunstwerken gibt, zeugt in meinen Augen doch davon, dass sie aus der Gesellschaft nicht völlig ausgegrenzt werden. Dass das Leben in den Reservaten merklich anders abläuft und dass viele Indianer - nicht zuletzt auf Grund ihres Verständnisses von Natur und ihrer Nutzung - Schwierigkeiten bei der Anpassung an die modernen Zeiten haben, wird aber niemand bestreiten.
Genug des Geschichtsunterrichts!
(Nachdem ich Euch aber über die Landschaft der Prärie so wenig erzählen kann, muss ich wenigstens ein paar Worte zur Geschichte Canadas zwischen die Bilder schieben! Und was ist interessanter als die Geschichte der Indianer?)
6000 Jahre Winnipeg Erster Stopp nach Kenora und seinem traumhaften Silver Lake (beides noch drüben in Ontario) ist die Hauptstadt des Staates Manitoba, nämlich Winnipeg. Recht viel hat die 750.000 Einwohner-Stadt nicht zu bieten, weshalb viele Reisende sie einfach links liegen lassen. Das neue, noch unvollendete Museum der Menschenrechte aber ist zumindest architektonisch ein wahrer Leckerbissen. Ob die Exponate (zugänglich vstl. ab September 2014) auch so Klasse werden, kann ich nicht sagen. Nach dem, was ich gerade über die RCMP und ihre Fairness den Indianern gegenüber schrieb, und der Art und Weise, wie sich Canada an internationalen Einsätzen zur Friedenserhaltung beteiligt, hoffe ich auch hier auf echte Weltspitze!
Selbst hier im modernen Winnipeg grüßt zumindest an einer Ecke die Geschichte: in The Forks. Am Zusammentreffen der Flüsse Assaniboine und Red-River siedelten schon vor sechstausend Jahren die ersten Indianer und es wurde einer ihrer heiligsten Plätze. Dem trägt die Stadt u.a. mit einem prächtigen Park und mehreren imposanten Kunstwerken zum Thema Zeit Rechnung. Auch die Indianer veranstalten hier ihre traditionellen jährliches Zusammentreffen (Pow-Wows) mit farbenfrohen Tänzen und zahlreichen spirituellen Zeremonien.
Der Rest der Stadt ist eher wenig spirituell angehaucht, dafür modern mit Hochhäusern, Glaspalästen und den allgegenwärtigen Shopping Malls, den Einkaufspalästen nach US-Vorbild. Zusätzlich sind hier viele Malls und Geschäftshäuser mit überdachten, verglasten - und klimatisierten - Brücken verbunden, damit die Käufer ja keine kalten Füße bekommen, wenn sie bei dreißig Grad unter Null (im Winter) oder dreißig Grad über Null (im Sommer) in der Mittagspause schnell mal zum Foodmarket oder zum Shopping hasten.
Zwischen den Hochhäusern klaffen in Winnipeg zahlreiche offene, wenig attraktive Wunden, an denen alte Häuser abgerissen, neue aber noch nicht gebaut wurden. Allerdings bieten die Wunden dringend benötigten Parkraum für die Autos der Scharen von Angestellten, die in den Hochhäusern ihr Geld verdienen und in den weit verstreuten Vororten wohnen. Ein ungelöstes Problem jeder kanadischen Großstadt! An jeder Ecke stehen die Parkscheinautomaten und die Bezahlung wird von zwei Dutzend spezieller Parksheriffs gnadenlos überwacht.
Winnipeg liegt auf halbem Weg zwischen Atlantik und Pazifik, will heißen 'mitten in Canada'. Vermutlich aus diesem Grund hat man hier die 'gewichtigste' Anstalt Canadas angesiedelt: die Münzprägeanstalt, die Royal Canadian Mint. In dem architektonisch recht adretten Bau werden täglich ca. 14 Millionen (!) Münzen geprägt: neben eigenen Umlaufmünzen auch Münzen für über fünfzig Staaten weltweit. Die Fremdmünzen sind häufig sogar ein bisschen hübscher anzusehen als die einheimischen, denn auf der Vorderseite jeder kanadischen Münze lächelt uns die britische Königin an, nur die Rückseite darf kanadische Motive zeigen! Eine interessante Führung gibt über all das Aufschluss und erklärt, wie all die Loonies und Twoonies, die höchst gefragten kanadischen 1- und 2-Dollar-Münzen entstehen. Gefragt nicht wegen ihres Aussehens, sondern als Futter für Tausende von Münzfressern vom Parkscheinautomaten bis zur Waschmaschine auf dem Campingplatz! Eher amüsant finde ich dabei, dass die Prägemaschinen allesamt aus Europa kommen, aus der Schweiz nämlich!
Wer Winnipeg links liegen lässt, versäumt auch einen Besuch der WAG. Ihr wisst, dass ich kein ausgemachter Kunstnarr bin, aber die Ausstellung der WAG beeindruckt mich schon! Nicht die Sammlung europäischer Meister von van Gogh bis Rembrandt, denen ich schon zu Hause Nichts abgewinnen kann. Viel mehr faszinieren mich die farbenfrohen und ausdrucksstarken Werke der hiesigen, indianisch-stämmigen Künstler. Allen voran die sogenannten 'Gruppe der Sieben', die außerordentlich bekannt und gefragt ist. Oder auch die fantasievolle Steinkunst der Inuit, der Eskimos. Wie gut, dass in der Lady Grey kein Platz für quadratmetergroße Wandgemälde ist, sonst hätte die Reisekasse hier ein arges Loch bekommen. Ein hübsch buntes T-Shirt tut's aber auch!
Ja, viel Stoff zum Schreiben gibt die Landschaft der Präriestaaten Manitoba, Saskatchewan und dem Süden Albertas wirklich nicht her! Trotzdem finde ich es nicht öde oder langweilig, vielmehr kann ich den Blick wieder bis zum Horizont schweifen lassen. Etwas, das mir im Osten arg abging und etwas, wofür manche Zeitgenossen extra in die Sahara fahren! Jede Landschaft hat eben ihre Vorzüge! Die ebenen und gut ausgebauten Straßen bringen mich jedenfalls zügig gen Westen, wobei ich versuche, so viele Abstecher wie möglich vom unvermeidlichen TCH einzulegen.
Riding Mountains Abstecher zu den Riding Mountains beispielsweise. Diese Berge reiten quasi auf der Ebene der Prärie (daher der Namen) und die Zufahrt weist sogar die eine oder andere Serpentine auf! Welche Abwechslung nach dem tagelangen Geradeaus! Auch der Bergrücken der Riding Mountains dürfte den Eismassen der letzten Eiszeit Paroli geboten haben. Die Landschaft jedenfalls ist der der Cyprus Hills sehr ähnlich. Sanfte Hügel, geschwungene Flusstäler und jede Menge Wald, den man unten vergeblich sucht. Zudem gibt's oben ein Bisongehege, in dem man die massigen Tiere mit etwas Glück aus der Nähe studieren kann. Meine Herde hat zwar nur etwa vierzig Tiere, aber ich kann mir lebhaft vorstellen, wie die Erde bebt, wenn eine Herde mit hunderten Tieren und bis zu sechzig Stundenkilometern über die Prärie galoppiert. Hochachtung vor den Indianern, die diese Biester seit Urzeiten - ganz ohne Gewehre - dafür mit einigen Tricks erlegt haben. Immerhin bringt ein ausgewachsener Bulle über eine Tonne auf die Waage! Sein Fleisch konnte die Sippe dann auch ein paar Wochen lang ernähren.
Nach der Bisonjagd (mit der Kamera) ist abends noch Konzert angesagt, denn es ist Aboriginal Day und Nah und Fern trifft sich zum Open-Air-Konzert lokaler Größen aus Radio und Fernsehen. Klingt sehr nach Countrymusik, ist aber hörbar und weit entfernt von Heavy Metal! Eine prima Gelegenheit, das Publikum zu studieren, in dem vielleicht sogar ein paar reinrassige Indianer sitzen. Wer weiß das heute schon noch? Ein heftiger Regenguss bereitet dem Spektakel leider ein abruptes Ende.
Neben Briten, Indianern, Franzosen und Deutschen bilden auch Zuwanderer aus der Ukraine eine größere Bevölkerungsgruppe. Neben ihren ackerbäuerlichen Fertigkeiten brachten sie im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert vor allem ihren Glauben mit herüber und bauten ansehnliche Kirchen, die genauso gut in Rumänien, Moldawien oder Russland stehen könnten.
Nur noch ein paar Kilometer, dann ist Manitoba geschafft! Außer seiner Hauptstadt hat das Land nur im hohen Norden noch ein paar Highlights zu bieten, was aber Abstecher von 700 bis 1000km (one way) bedeuten würde. Und Churchill, eine interessante Handelsstadt an der Hudson Bay ist wegen defekter Eisenbahnverbindung derzeit nur per Flugzeug zu erreichen!
Also weiter gen Westen!
Kurz vor der Grenze führt bei Inglis eine Piste zu den 'fünf Giganten der Prärie'. Gemeint sind fünf Andenken an die ganz große Zeit des Getreideanbaus, fünf Getreidespeicher aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert (1922). In ihnen erhält der Besucher einen tollen Einblick, wie damals das Getreide, die (einzige) Einnahmequelle der Bauern verladen wurde. Der Bauer bringt den Ertrag seiner Ähren mit dem Pferdegespann direkt vom Feld zu den Grain Elevators. Dort wird sein Getreide gewogen, geprüft und über ein Band voller Schaufeln in über zwanzig Meter Höhe befördert. Über ein System von Rohren und Schiebern fällt es danach in einen bestimmten Behälter (es gab bis zu zwanzig Behälter) und wartet dort auf die Verladung in die Waggons der Eisenbahn. Dabei geht das Spiel mit dem Schaufelband von vorne los bis das Getreide endlich im Waggon landet. Erst wenn das Getreide verladen war, bekam der Bauer sein Geld, den Ertrag seiner Arbeit, die monatelang zurückliegen konnte.
Voraussetzung, dass Getreide verladen werden konnte, war und ist natürlich ein Gleisanschluss! Noch heute durchkreuzen neben den regelmäßigen Gridroads (im Abstand von genau einer Meile) zahllose Schienen das flache Land. Keine Schiene, kein Transport, kein Anbau! Das Pferdegespann ist dem LKW gewichen, das Schaufelband einem Druckluftsystem und die Getreidesilos sind zehnmal so groß wie früher. Ansonsten hat sich wenig verändert. Noch immer liefern die Bauern Manitobas und Saskatchewans über die Hälfte des exportierten Getreides Canadas. Ach ja, neuerdings ist das Getreide schon lange verkauft (an der Börse in Winnipeg), bevor es überhaupt gewachsen ist (Warentermingeschäft nennt sich so etwas dann wohl).
132 Jahre Regina Wie Winnipeg liegt auch Regina, die Hauptstadt Saskatchewans auf dem flachen Land. Interessant wird sie durch seinen riesigen Stadtpark mit dem Wascana Lake und ein weiteres sehenswertes Museum zur Geschichte des Landes (und ihrer Indianer). Vor allem aber durch die Wiege der RCMP! Der Royal Canadian Mounted Police. Und ihr Ausbildungszentrum, das 'Depot'. Ja, jeder neue Polizist Canadas geht die ersten sechs Monate seiner Laufbahn durch die (harte) Schule des Depots. Erst wenn er/sie hier brilliert haben (nur sechzig Prozent schaffen das), bekommt er/sie ihren berühmten roten Frack, den runden Hut ('Stetson') und darf sich 'Mountie' nennen. Und ist Teil einer eingeschworenen Gemeinschaft, die ein Leben lang zusammenhält. Normale Polizeiaufgaben erfüllt, bei Bürgern von Regina ebenso nach Recht und Ordnung sieht wie bei den Inuit (Eskimos) am Polarkreis, die Rechte der Aboriginees schützt, die der Weißen natürlich auch, aber eben nicht vorrangig, an Friedensmissionen in aller Welt beteiligt ist und das Image der absoluten und unbedingten Neutralität pflegt.
Dass sie sich jeden Tag zum Mittagsappell in Reih und Glied aufstellen müssen, in der Ausbildung angebrüllt werden wie wir das aus dem Kino über amerikanischen GI's kennen, dass sie sich jedes Kleidungsstück 'erarbeiten' und bis dahin in T-Shirt und Turnschuhen zum Appell erscheinen müssen, ist wohl eher der britischen Geschichte zu danken, als einer Notwendigkeit ihres Dienstes. Sie selbst sehen das vermutlich anders, aber was soll's. Trotz der fehlenden Rotröcke ist die Mittagsparade, die Sergeant Major's Parade ein rechter Augenschmaus, erinnert aber auch an eigene Zeiten bei der Bundeswehr.
Westlich von Regina wird die Prärie nicht viel bergiger. Der TCH führt weiter vierspurig und schnurgerade gen Westen. Bis endlich Maple Creek erreicht ist, ein 300-Seelen-Dorf, an dem die Straße zu den Cyprus Hills abzweigt, die sich nun als schmales Teerband zum Parkeingang windet und kurz hinter der Ranger-Station zur Piste verkommt, die bei Regen nicht zu fahren ist.
Wobei ich den Verkehrszeichen nur Recht geben kann! Es sind zwar gerade mal zehn Kilometer auf der Elkwater Road, aber die haben es in sich! Der Straßenbelag ist in erster Linie Erde - und die wird beim geringsten Regen schlüpfrig wie Schmierseife. Dazu geht's hügelauf und hügelab durch eine schmale Schneise im dichten Wald. Trotz ihrer für diesen Belag absolut unpassenden Reifen schlägt sich die Lady Grey tapfer und wir kommen wohlbehalten am Reesor Lake an, einem idyllischen See voller Pelikane, mitten zwischen den Hügeln und Wäldern. 200km Umweg bleiben uns erspart! Zum Dank darf die Lady morgen wieder in die Waschstraße!
Nun sind's auch nur noch knapp 400 Kilometer nach Calgary, ein Katzensprung nach hiesigen Maßstäben! Dort gibt's mal wieder einen Campingplatz (mit Wäschewaschen, Dusche und allem Drum und Dran) - und die 'Stampede', auf die ich mich einerseits freue, vor deren Menschenmassen mir aber doch etwas bange ist! Vielleicht springen wenigstens ein paar nette Fotos für Euch raus!
P.S. Heute Morgen, als ich vor dem leeren, weißen Bildschirm saß, wusste ich partout nicht, was ich schreiben sollte. Nun sind's doch wieder über vierhundert Zeilen geworden! Zu viel? Aber ihr guckt Euch eh nur die Bilder an, oder?