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Quer durch die "Zivilisation"...

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Sept 26 2013 BUTTON

FOTO DEUTSCHLAND Lugo (Galizien) (GPS: 43°02,758'N; 007°33,166'W)

So. Eigentlich könnte ich mich zurücklehnen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Jedenfalls habe ich die Welt gesehen und damit mein Lebensziel erreicht! Nichts mehr zu tun - Schön! Nichts Neues mehr zu entdecken - Schade! Sehr schade!

FOTO DEUTSCHLAND Ich denke, ich werde es nicht so wörtlich nehmen! Eins muss man den 222 (ja, ich habe sie gezählt) Welt-Bürgern in Nordfriesland lassen: ein tolles Trafohäuschen haben sie! Ganz welt-männisch geairbrushed! Daneben gibt's nicht viel: eine Kirche, eine Handvoll netter,Reet-gedeckte Bauernhäuser. Das ist die nordfriesische Welt: klein und überschaubar!

Noch in Dänemark habe ich mich vom 'Abenteuer Island' erholt, Wäsche gewaschen, der Lady Grey frisches Öl und 'nen neuen Ölfilter spendiert und ein paar Dinge wieder auf Vordermann gebracht. Damit startet hier in der 'Welt' die lange und - im Vergleich zu Island - die eher weniger ergiebige Durchquerung des halben europäischen Kontinents. Erwartet daher bitte nicht zu viel von den weiteren Berichten aus 'Good Old Europe'!

FOTO PORTUGAL Als nächstes Zwischenziel nämlich ist Marokko geplant. Dort will ich versuchen, dem europäischen Winter zu entfleuchen, bevor es nächstes Frühjahr wie geplant nach Amerika gehen soll. Einerseits ist mir die lange Fahrerei durch altbekanntes Territorium ein Dorn im Auge (was könnte man in der Zeit nicht alles an interessanten, neuen Dingen ansehen), auf der anderen Seite sind die Alternativen an einer Hand abzuzählen. Oder besser an einem Finger: "Welche Gegend kann auch im Januar Temperaturen über 10°C aufweisen und ist von hier aus ohne zusätzliche Verschiffung erreichbar?" Da ist die Auswahl nicht allzu groß!

Und wer weiß, wann es mich wieder mal nach Europa verschlägt?

Im Sauseschritt durch die alte Welt [---] Im Sauseschritt durch die alte Welt

FOTO DEUTSCHLAND Also auf geht's: Von der 'Welt' über Hamburg, Bremen, Kassel, Koblenz nach Luxemburg zum Tanken. Weiter über Verdun, Paris, Bordeaux und die Pyrenäen nach Nordspanien, mehr oder weniger entlang des Camino des Santiago zur bekannten Pilgerstadt Santiago de la Compostela. Über Sevilla nach Gibraltar und von dort nach Ceuta verschiffen.

FOTO DEUTSCHLAND Nichts wirklich Aufregendes und so möchte ich Euch mit Details gar nicht lange aufhalten. Ich weiß ja, Ihr schaut Euch eh nur die Bilder an! Ein paar persönliche Anmerkungen werde ich mir trotzdem nicht verkneifen!

Die erste Anmerkung gilt dem Wetter: Nachdem mir in Island der Wettergott Thor wirklich gewogen war, ziehe ich seit Hamburg offenbar den Herbst und dicke Regenwolken an einer langen Schleppleine hinter mir her: Geht die Fahrerei meist trockenen Reifens über die Bühne, regnet es sich spätestens am Tag nach der Ankunft ein. Vor allem, wenn ich mir einen Ort mal näher besehen möchte. So kann ich mich in Hamburg dem Regen zwar durch Flucht in das Modelleisenbahn-Wunderland und eine Bar auf der Reeperbahn entziehen.

FOTO FRANKREICH In Paris aber ist der einzige trockene Platz die Röhre der Metro. Der Rest versinkt bei sintflutartigem Regen sprichwörtlich in der Seine. Selbst die Einheimischen lassen sich zu manch einem Fluch hinreißen! Auch zwei Wochen 'Erholung' an der französischen Atlantikküste fallen in den völlig durchweichten Sand!

Das ulkigste dabei ist meine elektronische Wetterstation: Schüttet es draußen aus Kübeln, zeigt es beharrlich 'strahlender Sonnenschein'. Zwei Wochen lang! Als dann endlich die Wolken etwas aufreißen, zeigt es wie zum Trotz 'Dicke Regenwolken'. Gut, dass ich noch eine analoge Version an Bord habe, die sehr ordentlich funktioniert!

Ein paar optische Impressionen aus der 'Stadt der Liebe' will ich Euch nun doch nicht vorenthalten:

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Auch hier im Nordwesten Spaniens holen mich die Wolken wieder ein, nachdem ich sie tatsächlich drei Tage lang abschütteln konnte. Das Logbuch-Programm weiter optimieren, Fotos katalogisieren und Reiseberichte schreiben: das kann ich auch, wenn's draußen schüttet!

FOTO FRANKREICH FOTO FRANKREICH Ein paar eher persönliche Anmerkungen zu Frankreich als Reiseland kann ich mir einfach nicht verkneifen: war ich früher ein eifriger Verfechter und Genießer des 'Lebens wie Gott in Frankreich', habe ich inzwischen nur noch Mitleid mit dem armen Herrn. Warum?

  • Ortschaften sind zahlreich in der 'Grande Nation'. Und jede, auch die kleinste Ortschaft ziert sich mit mindestens zwei Kreisverkehren: einer an jedem Ortsende. Also runterbremsen bis fast zum Stand, um die viel zu kleine Verkehrsinsel rumkurbeln und wieder Gas geben. Nervig, nervig, nervig!!
  • Größere Ortschaften verbannen Fahrzeuge über 3,5t komplett und schicken sie auf gewaltigen Umwegen durch umliegende Ortschaften oder Industriegebiete. Da summieren sich schnell mal zehn Kilometer Umfahrung für eine einzige Ortschaft!
  • Die Alternative sind die Autobahnen. Doch die sind sakrisch teuer. Das einzige Mal, wo ich der Maut nicht rechtzeitig entrinnen kann, zahle ich für knapp zwanzig Kilometer voller Baustellen zwölf Euro Maut!
  • Ist der Reisemobilist endlich am Ziel, geht's weiter mit den Schikanen. Interessante Parkplätze sind auf zwei Meter Höhe beschränkt, somit ausschließlich mit PKW zu befahren. Vor den restlichen Plätzen prangen auffällige Schilder 'Für Wohnmobile verboten! (s.o.)' Aufgeschlossene Gemeinden haben tatsächlich WoMo-Stellplätze eingerichtet, nicht so sehr als Hilfe für den Reisenden als zur Aufbesserung ihrer Finanzen!
  • Dort, wo's was zu sehen gibt, und sei es noch so unscheinbar, gibt's große Kassenhäuschen. Davor einen Parkplatz, entweder mit Höhenschranke oder zusätzlichem Kassenhäuschen! Also wieder löhnen!

Nein, Reisen macht in Frankreich keinen Spaß mehr! Zugegeben, die eine oder andere Maßnahme mag sinnvoll sein, aber unterm Strich fühlt sich der Reisemobilist arg diskriminiert! Ich denke auch, dies ist ein Grund dafür, warum ich in Island so viele französische Traveller traf: sie wollten auch mal spüren, wie mobile Freiheit schmeckt! Auch kann ich nur hoffen, dass die Franzosen diese Maßnahmen nicht auch in ihren Übersee-Departements eingeführt haben!

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Genug von Frankreich!

Pilgern im Regen (I): Camino de Santiago [ESP] Pilgern im Regen (I): Camino de Santiago

Ich glaub, ich bin im falschen Land! Ganz sicher. Diese Ortsnamen? Dinibane Garazi, Donostia, Bilbo, Uharte Garazi, Iruñea habe ich mein Leben noch nicht gehört, obwohl ich erst 2004 das letzte Mal hier war! Laut Karte solle ich eigentlich in Spanien sein, aber diese Laute kommen mir 'irgendwie spanisch' vor!

Ach ja, ich bin im Autonomen Gebiet Navarra im äußersten Nordosten Spaniens. Obwohl die Einwohner hier gar nicht gerne hören, dass sie Spanier sein sollen. "Nein, wir sind Basken!" Wir haben unsere eigene Kultur. Und unsere eigene Sprache. Aha! Daher die unleserlichen Ortsschilder!

FOTO SPANIEN Und hier in Roncesvalles beginnt ganz offiziell der Camino de Santiago, der seit vielen Jahrhunderten wohl meistbegangene Pilgerweg nach Santiago de la Compostela zum Grab des Heiligen Jakobus. Siebenhundertneunzig Kilometer sind's von hier bis Santiago, quer durch Kastilien, Asturien und Galicien. Siebenhundertneunzig Kilometer zu Fuß, mindestens dreiunddreißig Etappen mit Übernachtung in einfachen Pilgerherbergen.

FOTO SPANIEN Hatte mich dieser Fernwanderweg zu Beginn meiner Reiseplanungen noch in seinen Bann gezogen, hatte ich nach Studium der Wanderführer schnell Abstand von diesem Vorhaben genommen. Diese Entscheidung war dann doch die bessere, denn ein Großteil des 'Wanderwegs' führt auf Straßen, ja sogar auf Autobahnen entlang, oder zumindest in unmittelbarer Nachbarschaft davon. Und da macht Wandern nun wirklich keinen Spaß, so beeindruckend die Landschaft außenherum auch sein mag. Gerade jetzt im Herbst, wenn der Morgennebel in zwischen den Bergen hängt!

FOTO SPANIEN So nutze ich den Camino als groben Anhalt und lasse die Lady Grey die Straßen und Autobahnen entlangrollen. Davon ist zwar keine spirituelle Läuterung, Pilgerurkunde oder Vergebung der Sünden zu erwarten. Aber: Was soll's? Und überhaupt: welche Sünden? emoticon09 emoticon09 emoticon09

FOTO SPANIEN Neben alten Städten und Dörfern, die in den letzten Jahren zum Teil recht hübsch renoviert wurden, sind die größte Sehenswürdigkeit in der Cordillera Cantabrica die zahlreichen Höhlen aus vorgeschichtlicher Zeit. Die bekannteste ist Altamira, fünfzig Kilometer westlich von Santander. Die farbenprächtigen Felszeichnungen und -malereien stammen noch aus dem Paläolithikum. Zwischen 36.000 und 13.000 Jahren vor unserer Zeitrechnung lebten hier schon Großfamilien und machten Jagd auf Bisons, Rinder, Pferde und Ziegen.

FOTO SPANIEN FOTO SPANIEN Mit Ockerfarben, Kohle und einfachen Ritzwerkzeugen verewigten sie über zehntausend Jahre hinweg ihre Jagdbeute an der Höhlendecke und schufen damals schon Kunstwerke, die sich hinter einem Picasso von heute nicht verstecken müssen. Die Originalhöhle musste inzwischen geschlossen werden, um die Kunstwerke vor der Zivilisation zu schützen. In einem originalgetreuen Nachbau kann man die Bilder aber wieder in voller Größe bewundern. Ganz ohne schlechtes Gewissen und für wenige Euronen Eintritt.

Durch das schlechte Wetter und die dadurch ausgefallenen Erkundungen bin ich meinem Zeitplan weit voraus. Andererseits wartet Ihr auf neue Berichte - ich meine natürlich Bilder. Auch ein paar Hundert neue Fotos wollen katalogisiert werden, um nicht ganz ungesehen in den Tiefen der Bilddatenbank zu verschwinden. Zeit also für ein paar 'Office'-Tage!

FOTO SPANIEN Ein hübsches Plätzchen dafür - vielleicht an irgendeinem See - kann ich auf die Schnelle nicht finden (Seen sind hier absolute Mangelware!). Also stelle ich mich in ein nagelneues Industriegebiet, das hier am Stadtrand von Lugo aus dem Boden gestampft wurde. Der Platz ist nicht sonderlich romantisch, aber für 'Office-Arbeiten' gerade recht.

FOTO SPANIEN "Welch eine Verschwendung von Steuergeldern!" schießt es mir durch den Kopf, als ich das über zwei Quadratkilometer große Areal des Parque Empresarial ausmache. Nagelneue, mehrspurige Straßen, Verkehrskreisel, eigener Autobahn­anschluss, Wegweiser, Parkplätze, Fußgängerüberwege, Straßenbeleuchtung, Parkbänke, bewässerte Grünanlagen. Alles hübsch übersichtlich angeordnet und ordentlich beschildert. Als Infrastruktur sicher aus dem Stadtsäckel bezahlt, 91 Millionen Euro. Nur leider völlig unbenutzt! Gerade zwei Firmengebäude stehen auf dem riesigen Areal, beiden ebenfalls leer und unbenutzt! Ob es da einen Zuschuss aus Brüssel gab, den man unbedingt abrufen und sprichwörtlich 'in den Sand setzen' musste?

FOTO SPANIEN Seit vier Tagen stehe ich hier und außer Fuchs und Hase haben sich nur ein paar einsame Jogger in die leerstehenden Karrees verirrt. Zumindest wird der Rasen vor meiner Tür jeden Tag dreimal gewässert - trotz regelmäßiger Regenschauer. Das Grün bleibt mir also sicher noch ein paar Tage erhalten!

In Gedanken sehe ich über mir den milliardenschweren Rettungsschirm aus Brüssel - mit viel Geld aus Eurem und meinem Portemonnaie. Doch Halt! Über Politik wollen wir ja hier nicht reden!

Apropos: Wie ist eigentlich die Bundestagswahl am Sonntag ausgegangen? Ist 'Angie' wieder an Ruder?


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