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Nov 01 2013

Cádiz (Spanien) (GPS: 36°35,324'N; 006°14,347'W)

FOTO SPANIEN Cádiz ist eine schöne Stadt. Hat viel Sehenswertes zu bieten und das Wetter ist auch im Herbst durchaus erträglich. Trotzdem fühle ich mich nicht recht wohl. Ist's die Enge der Stadt, in der nicht einmal Autos fahren können, so eng sind die Gassen? Ist's der Spanisch-Unterricht, der zwar informativ und abwechslungsreich ist, meine Sprachkenntnisse aber nur im Schneckentempo wachsen lassen will? Ist's mein geliebtes Radl, das sich letzte Woche - unfreiwillig - einen neuen Eigentümer suchte? Ist's die unglaubliche Geräuschkulisse, die mich weder tagsüber noch nachts zur Ruhe kommen lässt? Ist's, weil ich drei geschlagene Wochen an einem Ort bin und die tägliche Abwechslung fehlt? - Vermutlich von allem ein wenig!

Urlaubsreif [ESP] Urlaubsreif

FOTO SPANIEN Jedenfalls ist mein Nervenkostüm ziemlich angespannt. Ein paar Tage Urlaub wären jetzt genau das Richtige! Nicht mal der sonst so erholsame Strandspaziergang hilft, lässt dem Frust nur noch mehr Raum. Höchste Zeit für neue Eindrücke, neue Herausforderungen! Abwechslung!

Und etwas Ruhe. Der unablässige Lärm geht auf Dauer heftig an die Substanz! "Spanien ist ein lautes Land!" stand zwar schon im Reiseführer, dass es aber so schlimm wird, hätte ich nicht erwartet:

  • Auf dem Parkplatz im Industriegebiet, in dem ich die Woche über stehe, laufen Tag und Nacht riesige Lüfter, um den Supermarkt zu kühlen, ab vier Uhr morgens brausen die Laster durch und trotz Ohrenstöpseln ist an Schlaf nicht mehr zu denken;
  • Am Wochenende muss ich auf den Camping wechseln - gleich neben dem Sportstadion gelegen, wo das ganze Wochenende über große und kleine Fußballer kicken und lauthals angefeuert werden (und 'lauthals' heißt wirklich aus voller Kehle);
  • oder sich die lieben Nachbarn auf dem Camp partout erst nach Sonnenuntergang zusammensetzen und in gewohnter Lautstärke bis weit nach Mitternacht diskutieren, ohne auf den Nachbarn drei Meter weiter irgendwelche Rücksichten zu nehmen;
  • Oder irgendwo in der Nähe ein Hund stundenlang den Mond anbellt (ich hab den Eindruck, dass alle Spanier einen Hund besitzen);

Jedenfalls gäbe ich ein Königreich für ein paar Stunden wirklicher Ruhe!

Rad'l gestohlen [ESP] FOTO SPANIEN Daneben ist die Geschichte mit dem Radl natürlich ärgerlich. Höchst ärgerlich! Von meinem Parkplatz im Industriegebiet radl ich normalerweise zur Schule. Eine viertel Stunde Bewegung am Morgen tun gut und vertreibt den letzten Schlaf. Nach der Schule dann nachmittags am Strand entlang zurück: perfekt!

Neben der Schule ist abends oft Kulturprogramm angesagt, so auch am Montag. Also mit dem Radl in die Stadt und mit den anderen Schülern zum zentralen Markt, wo es - wohl einzigartig - verkleidete Fische und Schweine zu bestaunen gibt. Das Rad'l steht derweil mit einem großen Schloss versperrt an einem Laternenpfahl nahe der sehenswerten Kathedrale.

FOTO SPANIEN Jedenfalls so lange, bis der neue Besitzer das Schloss knackt und auf und davon fährt: anders kann ich es mir nicht erklären. Jedenfalls bin ich einem Wutanfall nahe, als ich zum leeren Laternenpfosten zurückkomme! Nichts da! Kein Radl! Leere! Nicht mal das geknackte Schloss ist noch da!

"Está la vida!" sagen sie mir einstimmig auf der Schule und bei der Polizei, "So ist das Leben!". Welch ein Trost! Hoffnung, das heiß geliebte Radl wiederzubekommen, macht mir keiner.

FOTO SPANIEN Ohne Radl? Das geht ja gar nicht!!! Aber wo kriege ich nun ein neues her? Dazu eines, das wieder in den maßgeschneiderten Stauraum der Lady Grey passt? Nach Besuch mehrerer Fahrradgeschäfte in Cádiz (es gibt tatsächlich fast ein halbes Dutzend davon) bestelle ich das neue doch in Deutschland - Internet macht's möglich. Ich hoffe, es findet wohlbehalten den Weg nach Spanien!

Reden um jeden Preis [ESP] Reden um jeden Preis

FOTO SPANIEN 10. November 2013: Nun habe ich die Schule auch hinter mich gebraucht. Mit überschaubarem Erfolg allerdings! Äußerst überschaubarem Erfolg! Fast habe ich in den drei Wochen so etwas wie Antipathie gegen diese Sprache entwickelt - obwohl die eigentlich mehr der Lehrerin gelten müsste! Ihr ist es wichtiger, dass wir 'Irgendetwas' auf Spanisch sagen als 'etwas mit Inhalt'! Geschweige denn mit halbwegs richtiger Grammatik. Und die Grammatik ist im Spanischen ja nicht ganz ohne! Trotz der Änderungswünsche der ganzen Klasse blieb sie hartnäckig auf ihrem Kurs und ließ uns nur noch mehr 'Reden um jeden Preis.'

FOTO SPANIEN Dazu werden Regeln und neue Worte nur auf Spanisch erklärt - oft nur mit Gesten und Grimassen. Was bei einfachen Dingen gut funktionieren mag, aber auch viel Spielraum für Fehlinterpretationen schafft! Einzelne Übersetzungen oder Erklärungen auf Englisch - das auch alle Schüler verstehen - hätte viele Missverständnisse vermieden - war aber seitens der Schule explizit nicht gewünscht! Als völligen Reinfall würde ich's trotzdem nicht bezeichnen. Ich weiß ja, dass ich mich mit fremden Sprachen schwertue und will nicht alle Schuld auf die Schule abwälzen. In zwei Zusatzstunden - mit einem anderen Lehrer - blieb aber deutlich mehr hängen als in vier Stunden Hauptunterricht! Und da war ich nicht der einzige, dem es so erging.

Well, jedenfalls wird da noch ein gehöriger Nachschlag nötig werden, bevor ich nächstes Jahr Südamerika in Angriff nehmen kann!

Die älteste Stadt Europas: Cádiz [ESP] Die älteste Stadt Europas: Cádiz

12. November 2013: Nach einem vergleichsweise ruhigen Wochenende scheint das Nervenkostüm wieder halbwegs im Lot: Zeit für eine Runde Sightseeing. Cádiz ist wirklich eine nette Stadt. Und wohl die älteste Europas. Schon die alten Phönizier kannten den Handelsposten unter dem Namen Gadez, erwähnt wurde die Stadt das erste Mal so um 1100 vor Christus. Nach viel auf und ab - zeitweise war Gadez die zweitgrößte Stadt nach Rom - erlangte sie Ihre größte Bedeutung im achtzehnten, neunzehnten Jahrhundert, als hier der gesamte Handel mit Süd- und Lateinamerika abgewickelt wurde und die Kaufleute zu unermesslichem Reichtum kamen. Jeder Kaufmann, der etwas auf sich hielt, residierte in Cádiz. FOTO SPANIEN Noch heute ist der Hafen hoch interessant. Es vergeht kein Tag, an dem nicht eines der riesigen, weißen Kreuzfahrtschiffe festmacht und ein paar Tausend Touris an Land spuckt. Letzte Woche lag sogar das größte Segelschiff der Neuzeit am Pier, der Royal Clipper, ein Fünfmaster mit Vollbesegelung. So etwas sieht man auch hier nicht alle Tage!

FOTO SPANIEN Vom Torre Tamira, einem alten Ausguck der Handelsleute hat man noch immer einen tollen Blick auf die Altstadt. Auf die schmalen, schattigen Gässlein mit ihren zahllosen Tapa-Bars und Paella-Restaurants. Auf die Forts, die alle Ecken der langgezogenen Insel seit alters her bewachen. Auf die Kathedrale, die wegen des Diebstahls meines Radls traurige Berühmtheit erlangte. Auf die endlosen Sandstrände, die von keinem Platz der Stadt weiter als fünfhundert Meter entfernt sind. Eine Stadt, in der das Leben nie stillsteht, eine Stadt in der es sich durchaus leben lässt!

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Nicht zuletzt auch für einige Hundert wintermüde Rentner aus allen Ländern Europas, die sich auf dem Camp an der anderen Seite der Bucht von Cádiz in ihren WoMos häuslich eingerichtet und den Platz um mich herum in ein Meer weißer Wohnschachteln verwandelt haben. Mit der Lady Grey fühle ich mich hier irgendwie fehl am Platze! Darum werde ich auch wieder Reißaus nehmen, sobald mein neues Radl angekommen ist! Derweil noch ein paar Impressionen der Stadt ...

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